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Russland setzt Luftangriffe auf Ukraine auch zum Jahreswechsel fort
Russland hat seine Luftangriffe auf die Ukraine auch zu Beginn des neuen Jahres fortgesetzt. Etwa eine halbe Stunde nach Mitternacht (Ortszeit, 23.30 Uhr MEZ) trafen russische Geschosse zwei Bezirke von Kiew, wie Bürgermeister Vitali Klitschko am Neujahrstag mitteilte. Die ukrainische Luftabwehr meldete den Abschuss von 45 Drohnen. Staatschef Wolodymyr Selenskyj kündigte in seiner Neujahrssprache an, die Ukrainer würden bis zum Sieg gegen Russland weiterkämpfen.
"Wir kämpfen und werden weiter kämpfen. Um des einen wichtigen Wortes willen: Sieg", sagte Selenskyj. In seiner emotionalen Rede zollte er seinen Landsleute großen Respekt. "Ich will Euch allen sagen: Ukrainer, Ihr seid unglaublich." "Jeder von uns ist ein Kämpfer", fuhr der Präsident fort. Die Ukrainer kämpften "als ein Team - das ganze Land, alle Regionen."
Den gesamten Silvestertag griff Russland die Ukraine massiv aus der Luft an. Wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten, wurde Kiew am Samstagnachmittag von mehreren Detonationen erschüttert, ukrainische Behördenvertreter meldeten Angriffe auf weitere Landesteile.
Laut Bürgermeister Klitschko wurden bei den Angriffen auf Kiew ein Mann getötet und mindestens 20 weitere Menschen verletzt. Eine Detonation riss ein klaffendes Loch in ein Vier-Sterne-Hotel in der Hauptstadt, wie ein AFP-Reporter berichtete.
Die Ukrainer feierten dennoch Silvester. Wegen der nächtlichen Ausgangssperre veranstalteten sie vielfach Übernachtungspartys. "Unsere Feinde, die Russen, können unsere Ruhe, aber nicht unsere Geisteshaltung zerstören", sagte dazu etwa der 23-Jährige Kiewer Filmemacher Jaroslaw Mutenko der Nachrichtenagentur AFP.
Um 00.35 Uhr (Ortszeit, 23.35 Uhr MEZ) vermeldete Klitschko im Onlinedienst Telegram erneute Angriffe: "Explosion in der Hauptstadt gehört. Luftabwehr funktioniert."
Auch mehrere andere Regionen wurden nach Behördenangaben beschossen. Angriffe wurden unter anderem aus der südlichen Region Mykolajiw und aus der Region Chmelnyzkyj im Westen gemeldet. In Mykolajiw wurden nach Behördenangaben sechs Menschen verletzt. Laut Bürgermeister Oleksandr Sjenkjewytsch brach ein Brand aus, mehrere Wohngebäude seien beschädigt worden.
In der Region Chmelnyzkyj wurden laut Gouverneur Serhij Gamalij mindestens sieben Menschen verletzt. Teile der Stadt seien wegen der Angriffe ohne Strom.
Die ukrainische Luftabwehr erklärte am Sonntag, sie habe in der Neujahrsnacht 45 von Russland abgefeuerte Drohnen iranischer Bauart abgeschossen. Zuvor hatte die ukrainische Armee erklärt, Russland habe 20 Marschflugkörper auf Ziele in der Ukraine abgefeuert, zwölf davon seien abgefangen worden. "Der Kriegsverbrecher Putin 'feiert' Silvester, indem er Leute tötet", schrieb der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter.
Der russische Präsident Wladimir Putin hielt nach Angaben des Kreml seine Neujahrsansprache vom Hauptquartier des südlichen russischen Militärdistrikts aus, wo er Soldaten auszeichnete. Darunter war laut russischen Agenturberichten der Kommandeur des Ukraine-Einsatzes, General Sergej Surowikin. Fernsehbilder zeigten Putin mit einem Glas Sekt in der Hand mit Soldaten in Militäruniform.
Russland stehe in dem Konflikt mit der Ukraine "moralisch" und "historisch" auf der richtigen Seite, sagte Putin in seiner Ansprache. Russland kämpfe in der Ukraine dafür, "unser Volk in unseren eigenen historischen Territorien, in den neuen Gebieten der Russischen Föderation zu schützen", fügte er mit Blick auf die von Moskau für annektiert erklärten ukrainischen Regionen hinzu.
Die prorussischen Separatisten in der Ostukraine meldeten, bei ukrainischen Bombardements sei am Sonntag in Jassynuwata in der Region Donezk ein Zivilist getötet worden. Dort und im benachbarten Makijiwka seien zudem 15 Menschen verletzt worden.
Das russische Verteidigungsministerium verkündete derweil die Einnahme des Dorfes Doroschnyanka in der südukrainischen Region Saporischschja sowie einen Gefangenenaustausch, bei dem 82 russische Soldaten freigekommen seien. Kiew meldete 140 bei dem Austausch freigekommene ukrainische Soldaten.
Die russische Armee hatte in den vergangenen Monaten eine Reihe von Rückschlägen in der Ukraine hinnehmen müssen. Als Reaktion verstärkte sie ihre Luftangriffe, insbesondere auf die Energie-Infrastruktur des Nachbarlandes.
F.Pavlenko--BTB