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Wachsende Wut über Corona-Politik nach tödlichem Wohnhausbrand in Xinjiang
Ein tödlicher Brand in einem Wohnkomplex der chinesischen Stadt Urumqi hat heftige Proteste gegen die anhaltenden Corona-Ausgangssperren ausgelöst. Nutzer von Online-Diensten im In- und Ausland warfen den Behörden vor, mit ihren Lockdown-Anordnungen die Rettung der Bewohner behindert zu haben. Online-Videos zeigten unter anderem eine nächtliche Kundgebung vor der Stadtverwaltung, bei der hunderte Demonstranten ein Ende der Lockdowns forderten. Die Proteste scheinen bei der Stadtverwaltung Wirkung zu zeigen.
Bei dem Brand am Donnerstagabend in der Hauptstadt der nordwestchinesischen Region Xinjiang waren nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zehn Menschen ums Leben gekommen und neun weitere verletzt worden. Auslöser war ersten Untersuchungen zufolge ein Steckdosenbrand im Schlafzimmer einer der Wohnungen des Komplexes. Die Feuerwehr hatte nach eigenen Angaben Probleme, zu dem brennenden Gebäude vorzudringen, da parkende Privatfahrzeuge die enge Zufahrtstraße versperrten.
Laut den Online-Berichten handelte es sich oftmals um Elektroautos, die wegen der langen Ausgangssperren ohne Strom waren. In einer seltenen Reaktion entschuldigte sich Urumqis Bürgermeister Maimaitiming Kade bei der Pressekonferenz der Feuerwehr am Freitagabend für den Brand. Vorwürfe in den Online-Netzwerken, wonach die Türen des Gebäudes mit Draht versiegelt waren, um die Bewohner am Verlassen zu hindern, wiesen die Behörden aber zurück.
China ist die letzte große Volkswirtschaft, die eine sehr strenge Null-Covid-Politik verfolgt. Selbst kleine Corona-Ausbrüche können zu Lockdowns bis hin zur Abriegelung ganzer Städte und zu Betriebsschließungen führen, was die Wirtschaft und den Alltag der Menschen massiv belastet. Im ganzen Land nimmt der Frust der Menschen über die harten Maßnahmen zu, in der Stadt Zhengzhou kam es zu tagelangen teils gewaltsamen Protesten in der größten iPhone-Fabrik des Landes.
Auch nach dem Brand in Urumqi machten viele Menschen im Internet - und offenbar auch auf den Straßen - ihrer wachsenden Wut über die langen Lockdowns Luft.
"Ich bin derjenige, der sich vom Dach stürzt, in einem umgestürzten Quarantänebus eingeklemmt ist, der aus der Isolation in der Foxconn-Fabrik ausbricht", schrieb ein Nutzer unter Anspielung auf einige Vorfälle der jüngsten Zeit, die auf die strengen Corona-Restriktionen zurückgeführt werden. Viele Kommentare schienen am Samstag jedoch von den Internet-Zensoren wieder gelöscht worden zu sein.
Die Nachrichtenagentur AFP konnte Online-Videos zu den nächtlichen Protesten vor Urumqis Stadtverwaltung und in einem Viertel im Osten der Stadt verifizieren, bei dem Dutzende Menschen mehreren Reihen von Sicherheitskräften und anderem Personal der Stadt in Corona-Schutzanzügen gegenüberstanden. Der Zeitpunkt der Proteste ließ sich aber nicht eindeutig klären.
Einige Stadtteile der vier Millionen Einwohner zählenden Regionalhauptstadt waren über Wochen abgeriegelt. Nach den Protesten gaben die Behörden am Samstag jedoch überraschend bekannt, dass die Stadt die Zahl der neuen Infektionsfälle "praktisch auf Null reduziert" habe und deshalb damit beginne, den Bewohnern in den Wohngebieten mit geringem Risiko "schrittweise und geordnet" wieder ein normales Leben zu ermöglichen.
H.Seidel--BTB