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Bistum Essen lässt Hengsbach-Skulptur von Domhof entfernen
Das Bistum Essen will eine am Essener Domhof errichtete Skulptur des unter Missbrauchsverdacht stehenden verstorbenen Kardinals Franz Hengsbach entfernen lassen. Eine entsprechende Entscheidung trafen die Domkapitulare einvernehmlich, wie das Bistum am Freitag nach einer Sondersitzung mitteilte. Der amtierende Essener Bischof Franz-Josef Overbeck räumte Fehler im Umgang mit dem 1991 verstorbenen Hengsbach ein.
Dompropst Thomas Zander kündigte zudem an, dass sich das Domkapitel dafür ausgesprochen habe, anstelle der Skulptur einen Gedächtnisort für die Opfer sexuellen Missbrauchs zu schaffen.
Das Domkapitel will nun zeitnah Gespräche mit dem Essener Betroffenenbeirat suchen und klären, ob und wie ein solches Projekt auf den Weg gebracht werden könnte. Auch mit der Künstlerin der Hengsbach-Skulptur seien noch einige offene Fragen zu klären. Auch mit den Sponsoren der Skulptur solle Kontakt aufgenommen werden.
Die überlebensgroße Skulptur mit dem lächelnden Kardinal steht seit dem Jahr 2011 auf dem Domhof. Hengsbach war 1958 der Gründungsbischof des Ruhrbistums. Erst am Dienstag machte das Bistum Essen öffentlich, dass seit Jahren Missbrauchsvorwürfe gegen ihn bekannt sind.
Bischof Overbeck schrieb nun in einem Brief an die Gemeinden seines Bistums, er habe gelernt und wolle nun weiter vertiefen, "was für uns alle in unserer Kirche gilt - die Perspektive der von sexueller Gewalt betroffenen Menschen muss im Mittelpunkt stehen und uns in unserem Handeln leiten".
Bischof Overbeck würde als persönliche Konsequenz der Weg offen stehen, Papst Franziskus um seine Entlassung zu bitten. Allerdings ignorierte Franziskus in der Vergangenheit wiederholt Rücktrittsgesuche deutscher Bischöfe im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal.
Die Bistümer Essen und Paderborn hatten am Dienstag öffentlich gemacht, dass kirchenintern seit Jahren Missbrauchsvorwürfe gegen den Gründer des Ruhrbistums Essen, Franz Hengsbach, und dessen Bruder Paul bekannt sind. Erst neue Vorwürfe führten demnach zu der Entscheidung, dies öffentlich zu machen.
Overbeck räumte ein, 2011 von einem ersten Missbrauchsvorwurf gegen Hengsbach erfahren zu haben. Nach der Rückmeldung der im Vatikan ansässigen Kongregation für die Glaubenslehre, dass diese die Vorwürfe für nicht plausibel halte, habe er nichts weiter unternommen, weil er den Fall als bearbeitet angesehen habe. Auch das Forschungsteam, dass die im März in Essen vorgestellte Missbrauchsstudie erarbeitete, habe er nicht auf den Vorgang aufmerksam gemacht.
"Im Ergebnis muss ich nun eingestehen, dass die Vorwürfe im Jahr 2011 falsch eingeschätzt wurden und den Betroffenen Unrecht geschehen ist", schrieb Overbeck. Mit dem Wissen um einem weiteren Missbrauchsvorwurf, der im März dieses Jahres intensive Recherchen ausgelöst habe, "ist der Vorwurf aus dem Jahr 2011 aus gutem Grund vollkommen neu zu bewerten". Er betrachte es "aus heutiger Sicht als persönlichen Fehler, nach der Mitteilung über die Bewertung der Glaubenskongregation letztlich die damals vorliegenden Beschuldigungen als erledigt anzusehen".
Er denke heute viel darüber nach, "warum ich bei all meinen damaligen Bemühungen, Missbrauch aufzuklären, zu solchen Fehleinschätzungen gekommen bin, die dann auch zu Fehlern geführt haben", schreibt Overbeck dem Bistum zufolge weiter in dem Brief. Unter anderem erklärt Overbeck dies damit, dass er nicht habe glauben können, "dass ein geschätzter Kardinal" anderen Menschen furchtbares Leid zugefügt haben könnte.
E.Schubert--BTB