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Nigers gestürzter Präsident Bazoum bittet Weltgemeinschaft um Hilfe für sein Land
Rund eine Woche nach dem Militärputsch in Niger hat der gestürzte nigrische Präsident Mohamed Bazoum die Welt um Hilfe gebeten. "Ich schreibe dies als Geisel", betonte Bazoum in einem Gastartikel in der "Washington Post" vom Donnerstag und forderte "die gesamte internationale Gemeinschaft auf, uns bei der Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung zu unterstützen". Währenddessen reiste eine westafrikanische Vermittlungs-Delegation unverrichteter Dinge wieder aus Niger ab.
In seiner ersten längeren Erklärung seit seinem Sturz warnte Bazoum vor "verheerenden Folgen" eines erfolgreichen Putsches für Niger, die Region und "der ganze Welt". "Niger wurde von einer Militärjunta angegriffen (...) und ich bin nur einer von hunderten Bürgern, die willkürlich und unrechtmäßig festgenommen wurden", erklärte er.
"Dieser Staatsstreich muss beendet werden, und die Junta muss jeden freilassen, den sie unrechtmäßig festgenommen hat", schrieb Bazoum. Er warnte außerdem davor, dass Nigers Nachbarländer zunehmend "kriminelle russische Söldner wie die Wagner-Gruppe" einsetzten. Die gesamte Sahelzone könne durch "den brutalen Terrorismus" der Gruppe unter "russischen Einfluss" geraten, warnte Bazoum.
Nigrische Militärs hatten am 26. Juli den seit 2021 amtierenden demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt. Der Chef der Präsidentengarde, General Abdourahamane Tiani, erklärte sich zum neuen Machthaber. Der Putsch wurde international scharf verurteilt.
Nachdem das Auswärtige Amt bereits über die Evakuierung von rund 60 deutschen Staatsangehörigen aus dem Niger informiert hatte, flog eine Transportmaschine der Bundeswehr 32 Menschen aus, die am frühen Freitagmorgen im niedersächsischen Wunstdorf landeten. Darunter sind nach Bundeswehr-Angaben mindestens ein deutscher Zivilist und neun deutsche Soldaten.
Die Militärjunta in Niger verbat sich am Donnerstagabend in scharfen Worten jegliche ausländische Einmischung durch westafrikanische Länder und kündigte bei Nichtbeachten eine "Reaktion" an. "Jede Aggression oder versuchte Aggression gegen den Staat Niger wird eine sofortige und unangekündigte Antwort der nigrischen Verteidigungs- und Sicherheitskräfte auf eines der Mitglieder (...) nach sich ziehen", sagte ein Putschist in einer Fernsehansprache.
Davon ausgenommen seien "befreundete Länder", betonte der Putschist mit Blick auf die Nachbarländer Burkina Faso und Mali. Die Juntas dieser Länder warnten wiederum, dass jede militärische Intervention in Niger einer "Kriegserklärung" gegen sie gleichkäme.
Eine erste Verhandlungsdelegation der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) scheiterte mit ihrem Vermittlungsversuch vor Ort. Die Delegation unter der Leitung des früheren nigerianischen Präsidenten Abdulsalami Abubakar kam am Donnerstag in Niamey an, "verbrachte dort aber nicht die Nacht" wie geplant, teilte Ecowas am Freitag mit.
Weder ein Treffen mit dem abgesetzten Präsidenten Bazoum noch eins mit dem Junta-Führer Tiani kam demnach zustande. Nigerias Staatschef Bola Tinubu, der aktuell den rotierenden Ecowas-Vorsitz inne hat, hatte am Donnerstag dazu aufgerufen, "alles Nötige zu tun, um eine endgültige und einvernehmliche Lösung der Situation in Niger zu gewährleisten".
Die Ecowas hatte als Reaktion auf den Staatsstreich eine Wirtschaftsblockade gegen den Niger angeordnet und gefordert, Bazoum innerhalb von sieben Tagen wieder einzusetzen. Dieses Ultimatum läuft am Sonntag aus. Die Staaten erklärten, sie seien bereit, als "letzte Option" militärisch einzugreifen.
Der Senegal kündigte an, die Ecowas mit Soldaten unterstützen zu wollen, falls sich der Block zu einer militärischen Intervention entschließen sollte. "Das ist ein Staatsstreich zu viel", erklärte die senegalesische Außenministerin Aïssata Tall Sall.
Die nigrische Militärjunta erklärte derweil die Mandate nigrischer Botschafter in den vier Ländern Frankreich, Nigeria, Togo und den USA für nichtig. Kurz zuvor hatten die Putschisten der früheren Kolonialmacht Frankreich Sicherheitsverträge aufgekündigt. Nach Angaben der französischen Auslands-Rundfunkanstalten France 24 und RFI sind beide Sender seit Donnerstag im Niger gesperrt. Die EU verurteilte die Blockade als "Verletzung fundamentaler Freiheiten".
J.Bergmann--BTB