Berliner Tageblatt - Internationale Kritik an Polizeieinsatz in Al-Aksa-Moschee in Jerusalem

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Internationale Kritik an Polizeieinsatz in Al-Aksa-Moschee in Jerusalem

Internationale Kritik an Polizeieinsatz in Al-Aksa-Moschee in Jerusalem

Ein Einsatz der israelischen Polizei in der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem hat international Kritik ausgelöst. UN-Generalsekretär António Guterres reagierte am Mittwoch "schockiert und entsetzt" auf die Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Polizisten in dem Gotteshaus, die USA zeigten sich "äußerst besorgt". Die Polizei nahm bei dem Einsatz mehr als 350 Menschen fest, nach Angaben palästinensischer Rettungskräften gab es dutzende Verletzte.

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Die israelische Polizei hatte am Morgen mitgeteilt, sie sei inmitten des muslimischen Fastenmonats Ramadan und kurz vor Beginn des jüdischen Pessachfests in die Moschee eingedrungen, um "Unruhestifter" zu vertreiben, die "Feuerwerkskörper, Stöcke und Steine" in das Gotteshaus gebracht hätten. Die Eindringlinge hätten sich nach dem Abendgebet am Dienstag in der Moschee verbarrikadiert und "zu Hass und Gewalt aufstachelnde Parolen" gerufen.

Nach "zahlreichen" erfolglosen Versuchen, sie über Gespräche zum Verlassen der Moschee zu bewegen, sei die Polizei "gezwungen" gewesen, die Moschee zu betreten, um das Morgengebet zu ermöglichen. Dabei seien Beamte mit Steinen beworfen und Feuerwerkskörper gezündet worden, erklärte die israelische Polizei.

Der palästinensischer Augenzeuge Abdel Karim Ikraiem sagte, die mit Schlagstöcken, Tränengasgranaten und Rauchbomben bewaffneten Polizisten seien "gewaltsam" in die Moschee eingedrungen und hätten betende "Frauen und Männer geschlagen". Ein in den Onlinenetzwerken verbreitetes Video zeigt, wie Polizisten mit Knüppeln auf Menschen am Boden der Moschee einschlagen.

Der Palästinensische Rote Halbmond teilte mit, er habe nach den Zusammenstößen 37 Verletzte behandelt, einige von ihnen nach ihrer Entlassung aus dem Polizeigewahrsam.

Die radikale Palästinenserorganisation Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, sprach von einem "beispiellosen Verbrechen". Sie rief die Palästinenser im Westjordanland auf, "in Massen zur Al-Aksa-Moschee zu strömen".

Jordanien, das die Moschee verwaltet, verurteilte ihre "Erstürmung" und forderte die israelische Polizei auf, sich "sofort" von dem Gelände zurückzuziehen. Auch die Arabische Liga, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und die Türkei verurteilten den Polizeieinsatz. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, Israel habe damit eine "rote Linie" überschritten.

Israels rechtsextremer Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir lobte die Polizei hingegen für ihr "schnelles und entschlossenes Handeln". Er warf den aus der Moschee vertriebenen Menschen vor, sie hätten "Polizisten verletzen und ermorden und israelische Bürger verletzen" wollen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, die Polizei habe einschreiten müssen, "um die Ordnung wieder herzustellen".

Guterres erklärte, die Gewalt in der Moschee sei besonders schockierend, weil sie sich zu einer Zeit ereigne, "die Juden, Christen und Muslimen heilig" sei und eine "Zeit des Friedens und der Gewaltfreiheit" sein sollte. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, rief "alle Seiten auf, eine weitere Eskalation zu vermeiden".

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin sagte, damit alle Gläubigen die anstehenden Feiertage Ramadan, Pessach und Ostern "in Würde und Frieden" begehen könnten, dürfe es jetzt zu keiner weiteren Eskalation kommen.

Noch in der Nacht waren nach Angaben der israelischen Armee mindestens neun Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert worden. Als Reaktion flog die Armee Angriffe auf zwei mutmaßliche Waffenfabriken der Hamas in dem Palästinensergebiet. Demonstranten zündeten im Gazastreifen Autoreifen an und kündigten an, die Al-Aska-Moschee zu "verteidigen".

Auf dem Tempelberg haben sich Palästinenser und Israelis in der Vergangenheit immer wieder Zusammenstöße geliefert - insbesondere während des Ramadans, in dem zehntausende Gläubige die Al-Aksa-Moschee aufsuchen.

Das Judentum verehrt den Tempelberg als seinen heiligsten Ort. Für Muslime ist der Hügel mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee die drittheiligste Stätte nach Mekka und Medina.

W.Lapointe--BTB