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Tausende Putsch-Unterstützer demonstrieren in mehreren Städten im Niger
Nach dem Putsch im Niger haben sich in verschiedenen Städten des Landes tausende Menschen versammelt, um ihre Unterstützung für die selbsternannten neuen Militärmachthaber zu demonstrieren. Am Jahrestag der Unabhängigkeit von der früheren Kolonialmacht Frankreich skandierten Demonstranten in dem westafrikanischen Land am Donnerstag "Nieder mit Frankreich", manche schwenkten russische Flaggen. Angesichts der angespannten Lage nach dem Putsch ordneten die USA und Großbritannien den teilweisen Abzug ihres Botschaftspersonals an; Deutschland hält seine Botschaft im Niger weiter offen.
Im Zentrum der nigrischen Hauptstadt Niamey folgten tausende Menschen einem Aufruf eines Bündnisses aus zivilgesellschaftlichen Organisationen anlässlich des Jahrestags der Unabhängigkeit des Nigers von Frankreich. Manche Teilnehmer riefen "Es lebe Russland, es lebe (Russlands Präsident Wladimir) Putin". Nigrische Sicherheitskräfte blockierten den Zugang zur französischen Botschaft und anderen nahegelegenen diplomatischen Vertretungen, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP beobachteten. Die Kundgebung endete ohne Zwischenfälle.
Auch in anderen Städten gingen Putsch-Unterstützer auf die Straße. In Agadez folgten mehrere tausend Menschen einem entsprechenden Aufruf. Bildern des staatlichen Fernsehens zufolge gab es ähnliche Demonstrationen ebenfalls in der Stadt Tillabéri, die regelmäßig Ziel dschihadistischer Angriffe ist. Auch in der Stadt Filingué, aus der der Junta-Chef General Abdourahamane Tiani stammt, gingen demnach Menschen auf die Straße.
Tiani hatte sich vergangene Woche Freitag zum neuen Machthaber des westafrikanischen Landes erklärt, nachdem nigrische Militärs Mitte vergangener Woche den seit 2021 amtierenden demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt hatten. Der Putsch wurde international scharf verurteilt.
Wegen der angespannten Lage nach dem Staatsstreich kündigten Großbritannien und die USA an, Teile ihres Botschaftspersonals aus dem Niger abzuziehen. Das US-Außenministerium habe die Ausreise der nicht wesentlichen Regierungsangestellten und ihrer Familien angeordnet, hieß es in einer Mitteilung. Das britische Außenministerium erklärte, die Botschaft in Niamey verringere "aufgrund der Sicherheitslage" die Anzahl ihrer Mitarbeiter.
Frankreich hatte infolge des Staatsstreichs eine Evakuierungsaktion für eigene Staatsbürger und Menschen anderer Länder gestartet. Dabei seien 1079 Menschen ausgeflogen worden, teilte das französische Außenministerium zum Ende der Aktion am Donnerstag mit. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes erklärte, "rund 60 deutsche Staatsangehörige" seien aus dem Niger ausgeflogen worden.
Unterdessen meldeten die französischen Sender France 24 und RFI, die Ausstrahlung ihrer Programme im Niger sei unterbrochen worden. Beide Medien waren seit Donnerstagnachmittag nicht mehr zu empfangen, wie AFP-Journalisten feststellten. Die Signale seien "auf Anweisung der neuen Militärbehörden" unterbrochen worden, sagte ein hochrangiger Beamter. Das französische Außenministerium verurteilte die Maßnahme "sehr scharf".
US-Präsident Joe Biden forderte derweil die "sofortige Freilassung" des festgesetzten nigrischen Präsidenten Bazoum und seiner Familie. Er rief zudem zur "Bewahrung der hart erkämpften Demokratie im Niger" auf.
Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) kam angesichts der Situation im Niger zu einem Treffen in der nigerianischen Hauptstadt Abuja zusammen, das bis Freitag dauern sollte. Dabei sprachen die Militärchefs über die Möglichkeit einer militärischen Intervention, sollten diplomatische Verhandlungen scheitern. Sie betonten, ein militärisches Eingreifen werde weiter als "letzte Option" in Betracht gezogen.
Die Ecowas erklärte zudem, eine Delegation unter der Leitung des ehemaligen nigerianischen Präsidenten Abdulsalami Abubakar sei für Verhandlungen in den Niger geschickt worden. Sie solle mit den Putschisten "verhandeln".
Die Ecowas-Staaten hatten eine Wirtschaftsblockade gegen den Niger angeordnet und gefordert, den gestürzten Präsidenten innerhalb von sieben Tagen wieder einzusetzen. Dieses Ultimatum läuft am Sonntag aus.
Der Niger ist nach Mali und Burkina Faso bereits der dritte Staat in der Sahelzone, der seit 2020 einen Staatsstreich erlebt. Das 20-Millionen-Einwohner-Land zählt trotz seiner Uranvorkommen zu den ärmsten Staaten der Welt.
Y.Bouchard--BTB