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Tschad: Regierung meldet mehrere Tote bei Angriff auf Geheimdienstsitz
Im Tschad sind bei einem Anschlag auf die Zentrale des Inlandsgeheimdienstes nach offiziellen Angaben mehrere Menschen getötet worden. Die Regierung des zentralafrikanischen Landes erklärte, der Angriff in der Hauptstadt N'Djamena sei in der Nacht auf Mittwoch erfolgt. In der Folge umzingelte die Armee die Hauptgeschäftsstelle der Oppositionspartei Sozialistische Partei ohne Grenzen (PSF) im Stadtzentrum, von wo Schüsse zu hören waren.
Menschen flohen aus dem Bereich um die PSF-Zentrale. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete von Fahrzeugen der Präsidentengarde, die auf dem Weg zum Hauptsitz der Oppositionspartei gewesen seien. Ein PSF-Vertreter erzählte AFP am Telefon von Kalaschnikow-Gewehrsalven und Tränengas. Ab der Mittagszeit waren Telefon- und Internetverbindungen gestört.
Vor dem Angriff auf die Geheimdienstzentrale war ein PSF-Mitglied wegen des Vorwurfs festgenommen worden, einen Mordversuch gegen den Präsidenten des Obersten Gerichtshofs verübt zu haben. Die Behörden machten "Elemente" der PSF auch für den Angriff auf den Geheimdienst verantwortlich, diese hätten unter Anleitung des PSF-Vorsitzenden Yaya Dillo gehandelt. Die Lage sei "inzwischen vollständig unter Kontrolle", hieß es in der Regierungserklärung. Die Täter seien zur Fahndung ausgeschrieben oder bereits festgenommen worden.
Oppositionspolitiker Dillo ist ein entschiedener Gegner des tschadischen Übergangspräsidenten Mahamat Idriss Déby Itno, dessen Cousin er ist. Der Vorwurf eines Mordversuchs gegen den Gerichtshofspräsidenten sei "inszeniert", erklärte Dillo.
Der Angriff auf den Geheimdienstsitz erfolgte einen Tag nachdem im Tschad ein Termin für die Präsidentschaftswahl bekanntgegeben worden war - drei Jahre nach der Machtübernahme einer Militärregierung. Die erste Wahlrunde soll am 6. Mai stattfinden, sowohl Staatschef Déby Itno als auch Oppositionspolitiker Dillo haben ihren Willen zu einer Kandidatur erklärt.
Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sagte Dillo, er habe nichts mit dem Vorfall am Geheimdienstsitz zu tun. Ziel sei es vielmehr, ihn von einer Kandidatur bei der anstehenden Präsidentschaftswahl abzuhalten, "mich physisch zu eliminieren" und "mir Angst einzujagen".
Déby Itno war im April 2021 im Alter von 37 Jahren von der Armee zum Übergangspräsidenten an der Spitze einer Militärregierung ernannt worden, nachdem sein Vater Idriss Déby Itno von Rebellen getötet worden war. Dieser hatte den Tschad, den die UNO als eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt einstuft, 30 Jahre lang mit harter Hand regiert.
Nach seiner Machtübernahme als Übergangspräsident hatte Déby Itno Wahlen in einem Zeitraum von 18 Monaten angekündigt. Wenig später hatte er diese Übergangszeit jedoch um zwei Jahre bis zum 10. Oktober 2024 verlängert. Diese Entscheidung hatte zu heftigen Protesten geführt, die von der Militärregierung blutig niedergeschlagen wurden.
C.Meier--BTB