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Mindestens vier Tote und 38 Verletzte bei russischem Angriff auf Charkiw
Bei einem russischen Angriff auf die Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine sind am Samstag in einem Baumarkt nach Angaben der Behörden mindestens vier Menschen getötet und 38 weitere verletzt worden. "Leider gibt es bereits vier Tote", teilte der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Synegubow, im Onlinedienst Telegram mit. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem "brutalen" Angriff und forderte erneut mehr Luftabwehr für die Ukraine.
Gouverneur Synegubow sagte in einem auf Telegram veröffentlichten Video, bei zweien der Getöteten handele es sich um Männer, die in dem Markt der Kette Epizentr am nordöstlichen Stadtrand Charkiws gearbeitet hätten. Zunächst war von zwei Toten und 24 Verletzten die Rede gewesen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, womöglich hätten sich in dem Baumarkt "mehr als 200" Menschen aufgehalten. Alle Rettungsdienste seien im Einsatz, um Menschen zu helfen und Feuer zu löschen, teilte er auf Telegram mit. Russland habe die Stadt Charkiw erneut "brutal" und "mitten am Tag" angegriffen, fügte Selenskyj hinzu.
Gouverneur Synegubow teilte mit, der Baumarkt sei von zwei Lenkraketen getroffen worden. Zu einigen Mitarbeitern gebe es keinen Kontakt, fügte er hinzu. "Unseren Informationen nach könnten noch Kunden in dem Gebäude sein." Nach Angaben des Baumarktbetreibers hätten sich zum Zeitpunkt des Angriffs etwa 200 Menschen im Gebäude aufgehalten. Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow erklärte: "Eine große Zahl von Menschen wird vermisst. Es gibt viele Verletzte."
Bilder in Online-Netzwerken zeigten eine große schwarze Rauchwolke, die aus dem Gebäude aufstieg. Nach Angaben der Behörden stand eine Fläche von 10.000 bis 15.000 Quadratmetern in Flammen.
Die russische Nachrichtenagentur Tass zitierte Sicherheitskreise, wonach der Angriff ein "Militärlager und Kommandoposten" innerhalb des Baumarkts zerstört habe.
Selenskyj forderte die westlichen Verbündeten der Ukraine nach dem Angriff erneut auf, seinem Land mehr Luftabwehrsysteme zu liefern. "Wenn die Ukraine genug Luftabwehrsysteme und moderne Kampfflugzeuge hätte, wären solche russischen Angriffe unmöglich", erklärte der Präsident. "Jeden Tag appellieren wir an die Welt: Gebt uns eine Luftabwehr, rettet Menschen."
Der französische Präsident Emmanuel Macron verurteilte den Angriff als "inakzeptabel". Frankreich teile "den Schmerz der ukrainischen Bevölkerung und bleibt an ihrer Seite", schrieb er im Onlinedienst X.
Charkiw ist die zweitgrößte Stadt der Ukraine. Sie liegt im Nordosten des Landes nahe der russischen Grenze und wird regelmäßig von Russland angegriffen. Am Donnerstag waren bei russischen Angriffen auf die Stadt nach Angaben der Behörden sieben Menschen getötet worden.
Charkiw wurde später am Samstag erneut von einem Angriff getroffen. Im Zentrum der Stadt seien 14 Menschen verletzt worden, teilte Bürgermeister Terechow mit.
Am 10. Mai hatte die russische Armee in der Region eine Bodenoffensive gestartet. Am Samstag beschoss Russland nach Angaben der ukrainischen Staatsanwaltschaft auch das Dorf Kupjansk-Wuslowyj, einen Eisenbahnknotenpunkt in der Region Charkiw nahe der Grenze, und verletzte dabei fünf Menschen. Zwei Fahrzeuge seien unter Beschuss geraten: ein Auto mit zwei Insassen sowie ein Rettungswagen mit einem Fahrer, einem Sanitäter und einem 64-jährigen Patienten.
Demnach wurden bei Luftangriffen im Distrikt Kupjansk eine Fabrik und Wohnhäuser beschädigt. In der ostukrainischen Region Donezk wurde am Samstag bei russischen Beschuss eine 40-jährige Frau getötet, wie der örtliche Verwaltungsleiter Wadym Filaschkin mitteilte.
Der Gouverneur der russischen Grenzregion Belgorod Wjatscheslaw Gladkow, erklärte unterdessen, bei einem ukrainischen Angriff auf das Dorf Oktjabrsky seien zwei Menschen getötet worden. Gladkow zufolge wurden zehn weitere Menschen verletzt, darunter ein achtjähriger Junge.
F.Müller--BTB