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Dürr will FDP als Parteichef 2029 wieder in den Bundestag führen
Die FDP hat ihre Debatte über einen neuen Parteichef beendet: Mit dem bisherigen Bundestagsfraktionschef Christian Dürr an der Spitze wollen die Liberalen nach der historischen Wahlschlappe zurückkommen und in vier Jahren wieder ins Parlament einziehen. Er habe "keinen Zweifel, dass wir das schaffen werden", sagte Dürr am Montag in Berlin. Tags zuvor hätten sich die Spitzen der Landtagsfraktionen und Landesverbände einmütig auf Dürr verständigt. Der Partei dürfte eine personelle und inhaltliche Neuaufstellung bevorstehen.
Dürr, der bei der Sondersitzung des Bundestags am Dienstag der dortigen Fraktion zum letzten Mal vorsitzen wird, soll beim Bundesparteitag im Mai zum Parteichef und damit zum Nachfolger der Parteiikone Christian Lindner gewählt werden, mit dem ihn ein enges Vertrauensverhältnis verbindet.
Der Entscheidung vorausgegangen war eine rund dreiwöchige innerparteiliche Debatte über den personellen und programmatischen Kurs der FDP nach dem schlechtesten Bundestags-Wahlergebnis ihrer Geschichte. Eine gelegentlich diskutierte Doppelspitze soll es nicht geben - dafür müsste zunächst die Parteisatzung geändert werden.
Dürr kündigte aber an, "ein Team aus neuen Köpfen und bekannten Gesichtern" führen zu wollen. Er sprach sich ausdrücklich dafür aus, dass die Europapolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und der bisherige Bundestagsvizepräsident und Parteivize Wolfgang Kubicki Teil des neuen Präsidiums werden sollen. Wer die Nachfolge des scheidenden Generalsekretärs Marco Buschmann antreten soll, ließ Dürr offen. Er wolle diejenigen ins Team holen, "die bereit sind, sehr hart zu arbeiten".
Harte Arbeit wird wohl nötig sein, um in vier Jahren wieder eine größere Wählerschaft von sich zu überzeugen. Die FDP müsse "bereit sein, nach einer Niederlage wieder aufzustehen", sagte Dürr. Der 47-Jährige gab als Ziel aus, die FDP zur "modernsten Partei Deutschlands" zu machen. "Die FDP steht für Freiheit." Seine Partei soll künftig ein "sympathisches Lebensgefühl ausstrahlen, das von Millionen von Menschen geteilt wird".
Im Bundestag ist die FDP nach der Neukonstituierung zum zweiten Mal in ihrer Geschichte nicht mehr vertreten. Die künftige Parteiführung will aber versuchen, der FDP weiter in der politischen Debatte Gehör zu verschaffen. Dürr sieht die FDP in der außerparlamentarischen Opposition in einer wichtigen Rolle. Die wahrscheinlich künftige Bundesregierung aus Union und SPD werde "diesen Staat überfordern", sagte Dürr mit Blick etwa auf die geplante Schuldenaufnahme in Höhe von mehreren hundert Milliarden Euro.
Der Sprecher der FDP-Landesfraktionschefs, Hans-Ulrich Rülke, glaubt an eine "breite Unterstützung" für Dürr beim Parteitag im Mai. Dürr würde dann in die Fußstapfen des ehemaligen Ampel-Finanzministers Lindners treten, der die FDP so lange geführt hatte wie niemand vor ihm und der schließlich nach dem Wahldebakel im Februar seinen Rückzug ankündigte.
"Ich habe sehr gut mit ihm zusammengearbeitet", sagte Dürr über seinen möglichen Vorgänger. "Ich bin anders als Christian Lindner, aber meine Partei hat diesem Parteivorsitzenden sehr viel zu verdanken."
Trotz des Wahlergebnisses von nur 4,3 Prozent habe es bei der Konferenz der Fraktionschefs am Sonntag in Kiel "kein Scherbengericht" über Lindner gegeben, berichtete Rülke, der die Fraktion in Baden-Württemberg leitet. Einmütig sei beschlossen worden, dass Dürr "für die FDP in die Schlacht ziehen" soll.
Dürr, der 1977 im niedersächsischen Delmenhorst geboren wurde, wuchs in Ganderkesee bei Bremen auf. Nach Abitur und Zivildienst studierte er Wirtschaftswissenschaften. Ähnlich wie Lindner ging auch Dürr früh in die Politik, zuerst zu den Julis, der Jugendorganisation der Liberalen, später dann zur FDP.
Nach einigen Jahren in der Landespolitik schaffte er mit dem Wiedereinzug der Liberalen in den Bundestag den Sprung in die Bundespolitik. Seit 2021 ist er Fraktionschef. Generalsekretär Buschmann nannte Dürr bei X einen "Vollblutliberalen und einen wirklich feinen Menschen".
F.Müller--BTB