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Scholz bei Gedenkgottesdienst nach Messerattacke in Zug in Schleswig-Holstein
Rund eineinhalb Wochen nach einem Messerangriff in einem Regionalzug in Schleswig-Holstein mit zwei Toten haben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Landes-Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Sonntag an einem ökumenischen Gedenkgottesdienst in Neumünster teilgenommen. Die evangelische und die katholische Kirche luden gemeinsam zu der Trauerveranstaltung ein, zu der sich nach Angaben des Hamburger Erzbistums rund 400 Menschen versammelten.
Eine Ansprache von Scholz war dabei nicht geplant. Bereits zuvor sprach er am Sonntag am Rande eines Besuchs bei einem SPD-Landesparteitag in Husum von einer "völlig verrückten Tat", die wegen des Todes zweier unschuldiger junger Menschen "unglaublich betroffen" mache. Deutschland werde sich zudem "niemals damit abfinden", dass derartige Taten verübt würden, sagte Scholz.
Ein kurz zuvor aus einer Untersuchungshaft entlassener 33-Jähriger ohne festen Wohnsitz hatte am Mittwoch vorvergangener Woche mit einem Messer in einem Regionalexpress auf der Fahrt von Kiel nach Hamburg auf Passagiere eingestochen. Eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger starben, vier weitere Menschen im Alter zwischen 22 und 62 Jahren wurden schwerverletzt. Ein weiterer 22-Jähriger erlitt zudem einen schockbedingten Kreislaufkollaps.
Der aus Palästina stammende mutmaßliche Angreifer, der sich seit Ende 2014 in Deutschland aufhielt und bereits mehrfach strafrechtlich in Erscheinung trat, wurde noch im Zug von Zeugen überwältigt und nach einem Stopp des Regionalexpresses im Bahnhof von Brokstedt von Polizisten festgenommen.
Er sitzt wegen Mordes und versuchten Totschlags in Untersuchungshaft. Seine Motive sind bislang unklar, Hinweise auf einen etwaigen terroristische Hintergrund oder etwaige Tatvorbereitungen gibt es laut Ermittlern nicht.
Nach Angaben des Hamburger Erzbistums sowie der evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland wurden bei dem Gottesdienst in der Vicelinkirche in Neumünster sieben Kerzen für die Getöteten und Verletzten angezündet. "Das, was bei Brokstedt geschehen ist, überfordert und übersteigt unsere Vorstellung", sagte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße demnach. Die große Anteilnahme nach dem Verbrechen sei "überwältigend - und sie macht Mut".
Am der Veranstaltung nahm unter anderem auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) teil. Eine bei dem Angriff verletzte Frau stammt aus der Hansestadt. Darüber hinaus saß der Täter bis vor kurzem in Hamburg in Untersuchungshaft. In diesem Zusammenhang gibt es Vorwürfe an die dortigen Behörden. Sie sollen andere Stellen etwa in Schleswig-Holstein nicht vorschriftsmäßig über den Sachstand in dem Fall informiert zu haben.
J.Horn--BTB