Berliner Tageblatt - Prozess um Millionenbetrug mit gefälschten Kunstfotografien in Berlin begonnen

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Prozess um Millionenbetrug mit gefälschten Kunstfotografien in Berlin begonnen
Prozess um Millionenbetrug mit gefälschten Kunstfotografien in Berlin begonnen / Foto: © AFP/Archiv

Prozess um Millionenbetrug mit gefälschten Kunstfotografien in Berlin begonnen

Nach einem Millionenbetrug mit gefälschten Kunstfotografien müssen sich seit Mittwoch vier Männer und eine Frau vor dem Berliner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Hauptbeschuldigten, dem 55-jährigen Stephan W. und dem 72-jährigen Arnold V., unter anderem gewerbs- und bandenmäßigen Betrug sowie Urkundenfälschung vor. Eine Vetreterin der Behörde begann am Mittwoch mit der Verlesung der Anklage, musste dies jedoch unterbrechen, weil W. erst wenige Tage zuvor operiert worden war und über Schmerzen klagte.

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Der 55-Jährige hatte 2018 dadurch Bekanntheit erlangt, dass er dem ehemaligen Tennisstar Boris Becker einen Diplomatenpass der Zentralafrikanischen Republik verschafft hatte. Dieser stellte sich später als gefälscht heraus, gegen W. und weitere Komplizen wurde später ermittelt. Im aktuellen Fall sollen er und V. sich im Oktober 2020 mit einem 48-Jährigen zusammengeschlossen haben, um gefälschte Werke international bekannter Fotografen zu verkaufen.

Die Beschuldigten sollen dabei die Existenz einer Inhaberin einer großen Sammlung vorgetäuscht haben - darunter vermeintliche Bilder von Cindy Sherman, Helmut Newton, Nan Goldin oder Robert Mapplethorpe. Die Sammlerin mit dem fiktiven Namen Nina Brenninkmeijer gab es jedoch nicht. Die von den Männern angebotenen Fotografien waren laut Staatsanwaltschaft wertlose Digitaldrucke. Künstlersignaturen, Stempel und Provenienzangaben waren demnach gefälscht.

Die beiden Hauptbeschuldigten sollen mit Interessenten in Kontakt getreten, Vertragsverhandlungen geführt und Besichtigungen der Sammlungen organisiert haben. Für den Transport der Bilder zu den Besichtigungsterminen sei der 48-Jährige verantwortlich gewesen - ihm wird deshalb Beihilfe zur Last gelegt.

Der Staatsanwaltschaft zufolge bot die Gruppe die Bilder in den Jahren 2020 und 2021 verschiedenen Interessenten zum Verkauf an, zu Preisen zwischen eineinhalb und 6,6 Millionen Euro. Sie wollten die möglichen Käufer "über Echtheit und Wert der Kunstwerke in die Irre führen", hieß es in der Anklage.

Diese wirft den Männern insgesamt acht Fälle vor. Dabei gelang ihnen sogar ein Verkauf in Millionenhöhe. Eine Schweizer Investmentfirma zahlte im November 2020 eineinhalb Millionen Euro auf ein Treuhandkonto.

Anschließend wurde das Geld auf das Konto des 72-Jährigen transferiert. Dieser überwies es laut Anklage weiter auf sein Schweizer Konto und von dort auf andere Konten seiner Komplizen sowie einer 31-Jährigen und eines 60-Jährigen. Die beiden sind deshalb wegen Geldwäsche mitangeklagt.

Andere Interessenten lehnten die Kaufangebote oft erst nach mehrwöchigen Verhandlungen ab. Eine New Yorker Galerie hätte der Anklagebehörde zufolge beinahe 2,4 Millionen Dollar für Fotografien bezahlt, wenn diese nicht kurz zuvor im Juli 2021 durch die Polizei beschlagnahmt worden wären.

Am nächsten Verhandlungstag soll die Anklage zu Ende verlesen, zudem ein erster Kriminalbeamter als Zeuge gehört werden. Für das Verfahren vor einer Wirtschaftsstrafkammer wurden zunächst mehr als 20 weitere Termine bis Ende September angesetzt.

M.Odermatt--BTB