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Rund eine halbe Million Haushalte in Odessa ohne Strom
In der Hafenstadt Odessa in der Südukraine sind nach einer Havarie in einem Umspannwerk rund 500.000 Haushalte ohne Strom. "Die Situation ist komplex, das Ausmaß des Unfalls ist beträchtlich", schrieb Ministerpräsident Denys Schmyhal am Samstag im Onlinedienst Telegram. Eine schnelle Wiederherstellung der Stromversorgung sei nicht möglich. Das Umspannwerk sei infolge der russischen Angriffe "wiederholt" beschädigt worden. Die Luftangriffe auf die Ukraine hielten auch am Samstag an.
Der Gouverneur der Region Odessa, Maksym Martschenko, bezeichnete den nicht näher benannten Zwischenfall als "ernst" und fügte hinzu, dass der Energieminister und der Leiter des staatlichen Stromnetzbetreibers Ukrenergo in die Stadt geschickt worden seien. "Innerhalb der nächsten 24 Stunden wird eine Reihe von Generatoren in die Region Odessa geliefert", sagte er. "Wir erwarten, dass die ersten Generatoren heute Abend eintreffen werden."
Alle wichtigen Infrastrukturen seien mit Strom versorgt worden, erklärte danach Energieminister Herman Galuschtschenko. "So wird die Stadt mit Wasser und Wärme versorgt. Etwa ein Drittel der Verbraucher hat Elektrizität."
Der russische Präsident Wladimir "Putin will die Menschen mürbe machen. Das ist seine perfide Kriegsführung", erklärte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) am Samstag. Die Politikerin hatte in den vergangenen Tagen erst die ukrainische Hauptstadt Kiew besucht und war dann nach Odessa weitergereist.
Der Februar sei in der Region regelmäßig der kälteste Monat, sagte Göring-Eckardt. Die Regionalverwaltung habe zahlreiche Wärmepunkte geöffnet, in denen sich die Bewohner Odessas aufwärmen und ihre Powerbanks aufladen könnten. "Deutschland und die EU sollten mit weiteren Generatoren aushelfen", forderte die Grünen-Politikerin. "Langfristigen Schutz bietet auch Odessa nur ein Sieg der Ukraine in diesem perfiden Angriffskrieg", erklärte sie.
Moskau greift seit Monaten systematisch das ukrainische Stromnetz an und sorgt damit dafür, dass Millionen Menschen mitten im Winter im Dunkeln und in der Kälte sitzen. Die Schwarzmeerhafenstadt war vor Beginn des russischen Angriffskriegs vor knapp einem Jahr ein beliebtes Urlaubsziel für viele Ukrainer und Russen.
Am Samstag erklärte das ukrainische Verteidigungsministerium, Russland konzentriere "seine Hauptanstrengungen auf die Durchführung von Offensivoperationen in die Richtungen Kupjansk, Lyman, Bachmut, Awdijiwka und Nowopawliwka" in der Ostukraine. In Awdijiwka an der Frontlinie in der Region Donezk gab es nach ukrainischen Behördenangaben am Samstagmorgen "massiven" Artilleriebeschuss. In der Nacht hatten demnach bereits Raketen die Stadt Kramatorsk getroffen.
In der Provinz Saporischschja im Süden des Landes seien allein in den vergangenen 24 Stunden Granaten in 26 Orten auf "zivile Infrastruktur" niedergegangen, hieß es weiter. Auch die Stadt Cherson wurde den Angaben zufolge weiterhin beschossen - dort waren am Freitag ein Mensch getötet und ein weiterer verletzt worden.
Der ukrainische Grenzschutz vermeldete seinerseits, einen Angriff abgewehrt und russische Soldaten aus der Gegend um die heftig umkämpfte Stadt Bachmut vertrieben zu haben.
J.Bergmann--BTB