Berliner Tageblatt - Politische Zeitenwende in Montenegro

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Politische Zeitenwende in Montenegro
Politische Zeitenwende in Montenegro / Foto: © AFP

Politische Zeitenwende in Montenegro

Politische Zeitenwende in Montenegro: Nach drei Jahrzehnten an der Macht ist Präsident Milo Djukanovic abgewählt worden. Neuer Staatschef des Balkanlandes wird der 36-jährige frühere Wirtschaftsminister Jakov Milatovic, der unter anderem mit einer stärkeren Hinwendung nach Serbien Wahlkampf gemacht hatte.

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Für Milatovic stimmten laut einer auf der Auszählung fast aller Wahllokale basierenden Hochrechnung der unabhängigen auf Wahlforschung spezialisierten Organisation Cemi am Sonntag 60 Prozent der Montenegriner. Amtsinhaber Djukanovic konnte nur 40 Prozent der Wähler überzeugen. Beide Politiker sind pro-westlich, Milatovic plädiert aber auch für enge Beziehungen zum Nachbarland Serbien. Der 36-Jährige hat seinem Konkurrenten zudem immer wieder Korruption vorgeworfen.

"Zusammen mit allen Einwohnern von Montenegro haben wir heute ein entschiedenes Nein gesagt zu Kriminalität und Korruption", sagte Milatovic vor feiernden Anhängern. "Auf diesen Abend haben wir mehr als 30 Jahre lang gewartet", fügte der Politiker von der Bewegung Europa Jetzt hinzu und versprach: "Wir werden Montenegro innerhalb der nächsten fünf Jahre in der Europäischen Union andocken."

Djukanovic gestand seinerseits seine Niederlage ein: "Montenegro hat gewählt. Ich respektiere die Wahl. Ich gratuliere Jakov Milatovic", sagte der Politveteran, der die politische Landschaft Montenegros in verschiedenen Ämter seit 1991 dominiert. Als sich Nachrichten über seine Niederlage verbreiteten, strömten Milatovics Anhänger zum Feiern auf die Straßen der Hauptstadt Podgorica. Sie ließen Hupkonzerte ertönen und zündeten Feuerwerke. Auch in anderen Städten des Landes wurde auf den Straßen gefeiert.

Der Präsident hat in Montenegro mit seinen 620.000 Einwohner vor allem repräsentative Aufgaben. Der Sieg von Milatovic dürfte aber auch ein Signal für die im Juni anstehenden Parlamentswahlen sein, mit denen die politische Blockade im Land aufgelöst werden soll. Die derzeitige Regierung war eigentlich im August vergangenen Jahres durch ein Misstrauensvotum gestürzt worden, sie ist seitdem aber noch geschäftsführend tätig.

D.Schneider--BTB