Berliner Tageblatt - Jugendliche in Deutschland blicken trotz Krisen optimistischer in Zukunft

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Jugendliche in Deutschland blicken trotz Krisen optimistischer in Zukunft
Jugendliche in Deutschland blicken trotz Krisen optimistischer in Zukunft / Foto: © AFP/Archiv

Jugendliche in Deutschland blicken trotz Krisen optimistischer in Zukunft

Trotz anhaltender Krisen blicken Jugendliche in Deutschland mehrheitlich wieder optimistischer in die eigene Zukunft. Das ist eines der Ergebnisse einer am Donnerstag von der Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh veröffentlichten Studie zu den Einstellungen junger Menschen im Alter von zwölf bis 18 Jahren. Die Untersuchung ergab aber auch Erschreckendes: So lässt die Zustimmung zur Demokratie als Regierungsform unter Mädchen und Jungen aus niedrigeren Bildungsschichten teilweise rapide nach.

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Laut einer repräsentativen Umfrage, auf die sich die Studie stützt, gehen 52 Prozent der Jugendlichen davon aus, dass ihr eigenes Leben in drei Jahren besser sein wird. Bei der Vorläuferbefragung im Jahr zuvor waren es nur 43 Prozent. 29 Prozent erwarten keine Veränderung ihrer persönlichen Situation, 13 Prozent gaben dazu keine Antwort und wusste es nach eigenen Angaben nicht.

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, hoher Inflation und fortschreitender Klimakrise sehen die jungen Menschen die Entwicklung Deutschlands insgesamt demnach zwar merklich kritischer - auch dabei gab es aber eine gewisse Verbesserung. So gehen 20 Prozent davon aus, dass das Land in drei Jahren besser dasteht. 38 Prozent befürchten eine Verschlechterung. 2022 rechneten allerdings lediglich 16 Prozent mit einer positiven Entwicklung.

Besorgniserregend ist den Studienautoren zufolge, dass die Demokratie unter Jugendlichen aus mittleren und niedrigeren Bildungsschichten teils rapide an Ansehen verliert. So sank die Zustimmung bei jenen, die weniger als einen mittleren Abschluss anstreben, binnen Jahresfrist um 15 Prozentpunkte auf 40 Prozent. Nur eine Minderheit von ihnen findet die Demokratie demnach noch gut.

Bei Mädchen und Jungen, die einen mittleren Schulabschluss anstreben, bildeten die Demokratiebefürworter mit 55 Prozent demnach zumindest noch eine knappe Mehrheit. In der Gruppe ihrer Altersgenossinnen und -genossen auf dem Weg zu einem höheren Bildungsabschluss finden hingegen 77 Prozent die Demokratie gut.

Im Vorjahresvergleich erhöhte sich der Anteil der Demokratiebefürworterinnen und -befürworter in der höheren Bildungsschicht gar um sieben Prozentpunkte. Es zeichnet sich der Stiftung zufolge also ein zunehmendes "Gefälle" bei der Demokratie-Verankerung ab, das maßgeblich vom Bildungsniveau beeinflusst wird.

Mehrheitlich kritisieren die befragten Jugendlichen dabei zugleich auch ein Desinteresse der Politik an ihren Einstellungen und Positionen, wie aus der Befragung des Instituts Ipsos im Auftrag des Liz Mohn Centers der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht. 64 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Politikerinnen und Politiker die Meinungen junger Menschen nicht ernst nähmen.

51 Prozent oder knapp mehr als die Hälfte von ihnen meint demnach, dass die Politik das Thema Klimaschutz nicht wichtig genug nimmt. 47 Prozent vertreten die Auffassung, die ältere Generation habe zu viel Einfluss auf die Politik.

Der Studie zufolge sind Jugendliche generell durchaus bereit, Verantwortung zu übernehmen und einen Betrag zur Gesellschaft zu leisten. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die entsprechenden Werte jeweils sogar. Der Anteil derjenigen, die Verantwortung übernehmen wollen, erhöhte sich im Vorjahresvergleich um fünf Prozentpunkte auf 85 Prozent. Der Anteil derer, die einen Beitrag zur Gesellschaft leisten wollten, stieg parallel um vier Prozentpunkte 73 Prozent.

Politisches Engagement in Parteien steht bei ihnen indessen nicht sehr hoch im Kurs. So gaben 67 Prozent an, an einer Parteimitgliedschaft kein Interesse zu haben. "Die Parteien bleiben aufgefordert, für Kinder und Jugendliche attraktivere Rahmenbedingungen für ein Engagement zu schaffen. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, Jugendliche benötigen attraktive Optionen, um sich zu engagieren", mahnte Jörg Habich, Geschäftsführer des Liz Mohn Centers.

Auch dessen Namensgeberin Liz Mohn, die frühere Chefin des Lenkungsausschusses der Bertelsmann-Unternehmensgruppe, forderte mehr Beachtung sowie Respekt für junge Menschen und ihre Meinungen. "Ihre Perspektiven, Pläne und Werte werden unsere Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten ausmachen", erklärte Mohn.

Die Umfrage wurde laut Bertelsmann zwischen dem 10. und 21. Februar erhoben. 500 junge Menschen nahmen daran teil, die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung in der Altersgruppe der Zwölf- bis 18-Jährigen.

S.Keller--BTB