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Mindestens 18 Tote bei Untergang von Flüchtlingsboot vor Lesbos
Beim Untergang zweier Flüchtlingsboote in griechischen Gewässern sind mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. Rund 30 weitere Menschen wurden am Donnerstag noch vermisst, wie die griechische Küstenwache mitteilte. Die Unglücke ereigneten sich bei stürmischem Wetter vor den Inseln Kythira und Lesbos.
Östlich von Lesbos wurden die Leichen von 16 Frauen und einem Jugendlichen entdeckt, wie der Sprecher der Küstenwache, Nikos Kokkalas, dem Fernsehsender ERT sagte. Am Nachmittag wurde der Leichnam eines Mannes gefunden. In dem vor Lesbos gesunkenen Schlauchboot befanden sich laut Kokkalas mutmaßlich rund 40 Menschen von offenbar afrikanischer Herkunft.
Die Küstenwache habe nach dem Untergang vor Lesbos zehn Frauen retten können, mehr als ein Dutzend Menschen würden noch vermisst, sagte der Sprecher. Genauere Informationen seien schwierig zu erhalten, da die Überlebenden "völlig panisch" seien.
Zuvor hatte die Küstenwache bereits den Untergang eines Segelbootes mit rund 95 Menschen an Bord vor der Südküste der Halbinsel Peloponnes gemeldet. Mehrere Flüchtlinge konnten sich demnach schwimmend ans Ufer von Kythira retten. Bei einer Suchaktion an Land und auf See wurden 80 Überlebende gefunden.
Zum Zeitpunkt des Unglücks herrschte in der Gegend von Kythira schwerer Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 102 Stundenkilometern. Das Segelboot sei in der Nähe des Hafens von Diakofti gesunken, es sei "völlig zerstört", sagte Kokkalas.
Nach Angaben einer Küstenwache-Sprecherin waren unter den Überlebenden sieben Frauen und 18 Kinder. Die Geflüchteten stammten aus dem Irak, dem Iran und Afghanistan.
Dramatische Bilder der Rettungsaktion zeigten, wie Überlebende an einer Klippe auf Kythira mit einem Seil hochgezogen wurden. Einige von ihnen konnten sich nur mit größter Mühe daran festklammern. Bei der "gigantischen" Bergungsoperation sei auch ein Baukran eingesetzt worden, sagte der Bürgermeister von Kythira, Stratos Harhalakis.
Der griechische Migrationsminister Notis Mitarachi appellierte nach den beiden tödlichen Vorfällen an die türkische Regierung, angesichts der derzeit rauen Wetterbedingungen den Aufbruch von Flüchtlingen über das Meer zu unterbinden. Die Türkei müsse "unverzüglich" handeln, um "alle irregulären Abfahrten" dieser Art zu verhindern, schrieb Mitarachi im Onlinedienst Twitter.
Auf der Flucht vor Krieg und Armut ist Griechenland für Migranten aus Afrika und dem Nahen Osten häufig die erste Anlaufstelle in der EU. Um den Patrouillen in der Ägäis zu entgehen, wählen Schleuser zunehmend die besonders lange und gefährliche Route im Süden Griechenlands. Sie lassen dabei die Boote, die oft kaum seetüchtig sind, im Libanon starten - und nicht mehr in der Türkei.
In den ersten acht Monaten dieses Jahres rettete die griechische Küstenwache nach eigenen Angaben bereits rund 1500 Flüchtlinge auf dem Meer gegenüber weniger als 600 im gesamten vergangenen Jahr.
Nichtregierungsorganisationen beschuldigen Athen immer wieder, Migranten unrechtmäßig zurückzuschicken oder sie über die Grenze in die Türkei zurückzudrängen. Die konservative griechische Regierung weist die Vorwürfe zurück.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warf Athen im vergangenen Monat eine "repressive Politik" gegen Migranten vor, durch welche die Ägäis in einen "Friedhof" verwandelt werde.
Griechenlands Migrationsminister Mitarachi konterte darauf zuletzt mit der Anschuldigung, dass die Türkei Flüchtlinge "gewaltsam nach Griechenland drängt" und dabei gegen das Völkerrecht sowie das im Jahr 2016 mit der Europäischen Union geschlossene Flüchtlingsabkommen verstoße.
M.Furrer--BTB