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Kilicdaroglu: Türken sollten bei Präsidentenwahl "autoritäre Regierung" abwählen
Der oppositionelle türkische Präsidentschaftskandidat Kemal Kilicdaroglu hat seine Mitbürgerinnen und Mitbürger bei der Stichwahl aufgefordert, die "autoritäre" Herrschaft von Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan zu beenden. "Damit echte Demokratie und Freiheit hier Einzug halten, damit wir uns von einer autoritären Regierung befreien, rufe ich die Bürger zur Wahl auf", sagte Kilicdaroglu am Sonntag, als er in Ankara seine Stimme bei der Stichwahl um das Präsidentenamt abgab.
Der 74-Jährige rief außerdem dazu auf, die Wahlurnen auch nach der Schließung der Wahllokale gut im Auge zu behalten. Schließlich sei die Präsidentschaftswahl "unter schwierigen Bedingungen abgehalten" worden.
"Jede Art von Verunglimpfung und Verleumdung ist laut geworden, aber ich vertraue in den gesunden Menschenverstand der Bürger", sagte Kilicdaroglu vor zahlreichen Anhängern vor dem Wahllokal. "Die Demokratie kommt ganz gewiss in diesem Land, die Freiheit wird kommen."
Nach der ersten Wahlrunde waren keine größeren Unregelmäßigkeiten gemeldet worden. Vielfach kritisierten Opposition und ausländische Beobachter aber einen unfairen Wahlkampf, da sich die türkischen Medien überwiegend fest in der Hand des Regierungslagers befinden und die Opposition deutlich weniger Sendezeit erhielt.
Nachdem Erdogan in der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen die absolute Stimmenmehrheit knapp verpasst hatte, gilt er in der Stichwal als Favorit. Der islamisch-konservative Politiker gab seine Stimme am Sonntag mit seiner Frau Emine in einem Wahllokal in Üsküdar, einem Viertel im asiatischen Teil Istanbuls, ab.
Dabei rief Erdogan zu reger Beteiligung an dem Urnengang auf. "In keinem Land der Welt gibt es eine Wahlbeteiligung von 90 Prozent", sagte er. "Die Türkei hat sie fast erreicht. Ich rufe meine Mitbürger auf, nicht nachzulassen und zur Wahl zu gehen." Bei der ersten Wahlrunde am 14. Mai hatten 87 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.
Erdogan lenkt seit 20 Jahren die Geschicke des Landes. Im Fall seiner erneuten Wahl für eine fünfjährige Amtszeit wird allgemein erwartet, dass der 69-Jährige seine Macht zementiert und seinen autoritären Kurs weiter verschärft.
Zu den bestimmenden Wahlkampfthemen hatten die hohe Inflation im Land und der Wiederaufbau nach dem schweren Erdbeben im Süden der Türkei gehört. Rund 60 Millionen Bürgerinnen und Bürger sind zur Stimmabgabe aufgerufen. Erste Ergebnisse werden für den frühen Abend erwartet.
W.Lapointe--BTB