Berliner Tageblatt - Präsident Selenskyj verkündet ukrainische "Gegenoffensiv-Aktionen" an der Front

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Präsident Selenskyj verkündet ukrainische "Gegenoffensiv-Aktionen" an der Front
Präsident Selenskyj verkündet ukrainische "Gegenoffensiv-Aktionen" an der Front / Foto: © AFP

Präsident Selenskyj verkündet ukrainische "Gegenoffensiv-Aktionen" an der Front

Die ukrainische Armee geht Staatschef Wolodymyr Selenskyj zufolge mit "Gegenoffensiv-Aktionen" an der Front gegen die russischen Truppen vor. In der Ukraine fänden derzeit "Gegenoffensiv- und Defensiv-Aktionen" statt, er werde aber "keine Einzelheiten" nennen, sagte Selenskyj am Samstag in Kiew. Er ließ damit offen, ob es sich um die schon lange erwartete Großoffensive der Ukraine handelt. Am Freitag hatte Kreml-Chef Wladimir Putin erklärt, die ukrainische Gegenoffensive habe begonnen.

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Nach Angaben aus Moskau gab es zuletzt schwere Kämpfe vor allem im Süden der Ukraine. Putin hatte am Freitag vom Beginn der ukrainischen Gegenoffensive gesprochen, die ukrainische Armee habe aber "ihre Ziele nicht erreicht".

Selenskyj nannte zu den Entwicklungen an der Front keine Einzelheiten, auf die Frage eines Journalisten zu Putins Bemerkungen sagte er am Samstag aber: "Es ist interessant, was Putin über unsere Gegenoffensive gesagt hat. Es ist wichtig, dass Russland immer spürt, dass es meiner Meinung nach nicht mehr viel Zeit hat." Der Präsident äußerte sich bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau, der am Samstag überraschend zu einem Besuch in Kiew eingetroffen war. Zuvor hatte Selenskyj das "Heldentum" der ukrainischen Streitkräfte in "besonders harten Kämpfen" gelobt.

Die ukrainische Seite hat Stillschweigen über ihre Großoffensive gelobt. Am Samstag sprach Serhij Tscherewaty, Sprecher des Ostkommandos der ukrainischen Armee, lediglich von einem ukrainischen Vorrücken um 1400 Meter rund um die zerstörte Stadt Bachmut im Osten des Landes - deren Einnahme Moskau im Mai vermeldet hatte.

In Odessa gab es ukrainischen Angaben zufolge in der Nacht zum Samstag einen russischen Drohnenangriff mit drei Todesopfern. Demnach zerstörte die ukrainische Luftabwehr alle Drohnen, herunterfallende Trümmerteile trafen jedoch ein Wohnhochhaus, wodurch ein Brand ausgelöst wurde. Neben den drei Toten gab es den Angaben zufolge 26 Verletzte, darunter drei Kinder.

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der südukrainischen Region Cherson begann unterdessen der Wasserstand nach ukrainischen Angaben teils zu sinken. 35 Siedlungen auf der rechten Seite des Flusses Dnipro seien noch überflutet, mehr als 3700 Häuser stünden unter Wasser, "aber das Wasser geht allmählich zurück", erklärte Oleksandr Prokudin, Chef der ukrainischen Militärverwaltung in der Region Cherson, am Freitag.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, schätzte die Kosten der Schäden durch die Staudamm-Zerstörung auf Milliarden. "Städte, Infrastruktur, ganze Industrien müssen wieder aufgebaut werden", sagte der Diplomat den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Samstag. Nach der Explosion an dem ukrainischen Staudamm hatte die ukrainische Regierung laut Funke einen Antrag auf Soforthilfe beim Bundesaußenministerium gestellt und unter anderem um Tanklaster für die Trinkwasserversorgung, Feuerwehrschläuche, Rettungsbojen, Motorpumpen für Schmutzwasser und Schwimmwesten gebeten.

Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Fluss Dnipro war in der Nacht zum Dienstag zerstört worden, riesige Wassermassen überschwemmten große Gebiete. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Kiew und Moskau werfen sich gegenseitig vor, den Staudamm zerstört zu haben.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte derweil auf dem Evangelischen Kirchentag am Samstag in Nürnberg, ein "fairer Frieden" könne nur verhandelt werden, wenn Russland seine Truppen zurückzieht. Putin wolle "ein russisches Imperium errichten": "Das darf und wird niemals gelingen."

Russland kündigte unterdessen am Samstag eine Reaktion auf die Entscheidung Islands an, seine Botschaft in Moskau zum 1. August zu schließen. Das russische Außenministerium warf Island vor, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu "ruinieren". "Wir werden diese unfreundliche Entscheidung berücksichtigen, wenn wir künftig unsere Beziehungen zu Island aufbauen", fügte das Ministerium hinzu.

M.Furrer--BTB