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In Unterwäsche: Abgesetzter südkoreanischer Präsident Yoon verweigert sich dem Verhör
Der abgesetzte südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol hat sich erneut geweigert, zu einer Anhörung zu erscheinen. Er habe in Unterwäsche auf dem Boden seiner Gefängniszelle gelegen und sich dagegen gesträubt, zum Verhör gebracht zu werden, erklärte die Staatsanwaltschaft am Freitag.
"Aus Sicherheitsgründen wurde auf körperliche Gewalt verzichtet und die Ausführung des Haftbefehls vorübergehend ausgesetzt", hieß es weiter. Yoon sei darüber informiert worden, dass bei einem nächsten Mal Gewalt angewendet werden würde.
Yoons Anwälte sprachen von einem "demütigenden" Vorgehen der Staatsanwaltschaft. "Welche rechtliche Institution in einem zivilisierten Land informiert Journalisten über die Kleidung eines Häftlings in einer engen Zelle bei nahezu 40 Grad?", sagte der Anwalt Yoo Jeong-hwa. Er verwies zudem auf gesundheitliche Probleme des abgesetzten Präsidenten.
Justizminister Jung Sung-ho sagte bei einer Parlamentsanhörung, Yoon habe seine Gefängniskleidung laut Berichten ausgezogen, bevor die Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft ihn zum Verhör bringen wollten und diese sofort wieder angezogen, nachdem diese die Zelle verlassen hätten. Dieses Verhalten sei für einen ehemaligen Präsidenten "ehrlich gesagt peinlich", fügte Jung hinzu.
Yoon ist unter anderem wegen Wahlbetrugs, Aufruhr und Amtsmissbrauch angeklagt. Er hatte im Januar vor dem Hintergrund eines Haushaltsstreits das Kriegsrechts ausgerufen und Südkorea damit in eine tiefe politische Krise gestürzt. Das Parlament in Seoul stimmte daraufhin für die Absetzung Yoons, was das südkoreanische Verfassungsgericht Anfang April bestätigte.
Sollte Yoon für schuldig befunden werden, wäre er der dritte südkoreanische Präsident, der wegen Aufruhrs verurteilt wird - nach zwei Militärführern im Zusammenhang mit einem Staatsstreich im Jahr 1979. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe.
Der Ex-Präsident war im Mai aus seiner konservativen Partei ausgetreten und damit einem Parteiausschluss zuvorgekommen. Bei der vorgezogenen Präsidentenwahl im Juni gewann der bisherige Oppositionschef Lee Jae Myung.
J.Bergmann--BTB