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Rotes Kreuz warnt vor Minengefahr nach Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat nach der teilweisen Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine auf die katastrophalen Auswirkungen auf die Lokalisierung von Landminen hingewiesen. "Wir wussten, wo die Gefahren waren", sagte Erik Tollefsen, Leiter der Abteilung für Waffen-Belastung beim IKRK, am Mittwoch. "Nun wissen wir es nicht mehr. Alles, was wir wissen, ist, dass sie irgendwo flussabwärts sind."
Dies sei sehr beunruhigend sowohl für die betroffene Bevölkerung als auch "für all diejenigen, die kommen, um zu helfen". Tollefsen äußerte sich anlässlich der Präsentation einer mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) entwickelten Drohne. Diese kann Minen und Sprengstoffreste wegen der davon ausgehenden Wärme lokalisieren. Eines Tages könnte sie in der Ukraine eingesetzt werden.
Das IKRK habe mehrere Monate bei Minenräumarbeiten in der Ukraine geholfen, Minenfelder kartiert und markiert sowie Training und Ausrüstung bereitgestellt. "Nun wurde all das hinweg gespült", sagte er. Antipersonenminen und Antipanzerminen wie die TM-57 seien nun an unbekannten Orten verteilt.
Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Dnipro war durch eine Explosion in der Nacht zum Dienstag teilweise zerstört worden. Große Mengen Wasser traten aus und überfluteten weite Gebiete der Südukraine.
Die Vereinten Nationen hatten bereits am Dienstag vor den Risiken durch die vielen Minen gewarnt. Das IKRK wies nun darauf hin, dass die Minen durch die Wassermassen nicht beschädigt oder deaktiviert werden. Vielmehr könnten sie jahrzehntelang eine Gefahr darstellen.
Unterhalb des Staudamms in der Region Cherson hätten die Konfliktparteien "viele sogenannte defensive Minenfelder angelegt", sagte der norwegische Experte Tollefsen. Normalerweise seien diese dicht bestückt mit Antipersonenminen und Minen zur Zerstörung von Fahrzeugen.
Das IKRK wisse nicht, wieviele Minen durch die Wassermassen des Staudamms überschwemmt oder fortgespült worden seien. Die Konfliktparteien hätten keine Zahlen zu den verlegten Minen genannt, sagte Tollefsen. "Wir wissen nur, dass die Zahlen erheblich sind."
Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für die Explosion verantwortlich, die den zu Sowjetzeiten errichteten Staudamm teilweise zerstörte. Mehrere tausend Zivilisten mussten wegen der Überflutungen ihre Häuser verlassen.
Die neue Drohne kann binnen eines Tages dieselbe Fläche nach Minen absuchen wie ein Minenspürhund innerhalb von sechs Monaten. Bislang wurde sie nur in Jordanien getestet. Das IKRK mit Sitz in Genf hofft, sie in diesem Jahr erstmals rund um die syrische Stadt Aleppo einsetzen zu können.
M.Ouellet--BTB