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Papst Franziskus beim Weltjugendtag: Welt braucht Europa als "Friedensstifter"
Papst Franziskus hat Europa zum Auftakt seines Besuchs beim Weltjugendtag in Lissabon aufgefordert, "mutige Wege zum Frieden" für die Ukraine zu finden. Die Welt brauche Europa als "Brückenbauer und Friedensstifter", sagte der 86-Jährige am Mittwoch vor Diplomaten und Regierungsvertretern in einem Kulturzentrum der portugiesischen Hauptstadt. Bei seiner ersten Auslandsreise seit einer Operation im Juni wartet auf Franziskus in den kommenden fünf Tagen ein volles Programm.
Die Welt brauche "das wahre Europa", sagte Franziskus in seiner Rede im Kulturzentrum von Belém, zu der er im Rollstuhl auf die Bühne gefahren und mit stehendem Applaus empfangen wurde. "In tiefer Liebe für Europa und im Geist des Dialogs, der diesen Kontinent ausmacht, könnten wir fragen: Wohin steuerst du, wenn du der Welt keine Wege zum Frieden aufzeigst, kreative Wege zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine?", sagte der Papst.
Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat wiederholt zum Frieden in der Ukraine aufgerufen und versucht, sich als Vermittler zu positionieren - seine Bemühungen waren aber bislang fruchtlos. Zudem steht Franziskus in der Kritik, weil er Russland bis heute nicht explizit die Schuld für den Angriffskrieg auf die Ukraine gegeben hat.
Neben seiner Aufforderung zum Frieden sprach der Papst über Umweltverschmutzung und den Klimawandel, ein wiederkehrendes Thema in seinem Pontifikat. "Wir verwandeln große Lebensreservoire in Mülldeponien für Plastik", sagte er. "Wie können wir sagen, dass wir an die jungen Menschen glauben, wenn wir ihnen keinen gesunden Raum geben, um eine Zukunft aufzubauen?"
Zuvor hatte der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa - selbst ein strenggläubiger Katholik - den Papst am Flughafen begrüßt und zu einem Gespräch empfangen.
Zum Weltjugendtag, der größten katholischen Veranstaltung der Welt, erwartet die Kirche rund eine Million hauptsächlich junge Menschen. Das Programm der sechstägigen Großveranstaltung reicht von Kulturveranstaltungen und Debatten bis hin zu Gebetsstunden und Messen.
Franziskus hat für seinen fünftägigen Besuch in Portugal elf öffentliche Auftritte sowie rund 20 Treffen geplant. Am Samstag besucht er das Heiligtum von Fatima nördlich von Lissabon. Als weiterer Höhepunkt ist ein Abschlussgottesdienst mit dem Papst am Sonntag in einem Park am Rande Lissabons geplant.
Der Papst wird während seines Aufenthalts in Portugal voraussichtlich auch Opfer sexuellen Missbrauchs durch portugiesische Kleriker treffen. Einem im Februar veröffentlichten Bericht einer unabhängigen Kommission zufolge wurden in Portugal seit 1950 mindestens 4815 Kinder von Geistlichen missbraucht.
In Portugal wird die 16. Ausgabe des Weltjugendtags gefeiert. Ursprünglich sollte er bereits 2022 stattfinden, wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben. Die letzten Veranstaltungsorte waren Panama-Stadt (2019), Krakau (2016) und Rio de Janeiro (2013). Der bisher einzige Weltjugendtag in Deutschland fand 2005 in Köln statt. Papst Benedikt XVI. feierte damals auf dem Marienfeld die Abschlussmesse vor rund einer Million Menschen.
C.Meier--BTB