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Ecuador: Tatverdächtige im Mord an Präsidentschaftsbewerber in Gefängnis getötet
Bei Unruhen in einem Gefängnis in der ecuadorianischen Stadt Guayaquil sind Behördenangaben zufolge die sechs Männer getötet worden, die nach dem tödlichen Attentat auf den Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio als Tatverdächtige festgenommen worden waren. Bei den in der Haftanstalt Guayas 1 Getöteten handele es sich um Kolumbianer, die des Mordes an Villavicencio beschuldigt seien, erklärte die Strafvollzugsbehörde SNAI am Freitag (Ortszeit).
Ecuadors Staatschef Guillermo Lasso, der sich auf einer privaten Reise nach New York befand, erklärte im Onlinedienst X, ehemals Twitter, er werde sofort sein Sicherheitskabinett einberufen. "Ich werde in den kommenden Stunden nach Ecuador zurückkehren, um mich um diesen Notfall zu kümmern", fügte er hinzu. Ursprünglich wollte Lasso nach seinem Besuch in den USA zu offiziellen Handelsgesprächen nach Südkorea weiterreisen.
Der ehemalige Journalist und aussichtsreiche Präsidentschaftskandidat Villavicencio war am 9. August, elf Tage vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl, nach einer Wahlkampfveranstaltung auf dem Weg zu seinem Auto in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Sechs Kolumbianer wurden nach dem tödlichen Attentat festgenommen, ein weiterer mutmaßlicher Angreifer wurde in einem Schusswechsel mit Leibwächtern getötet.
Zu dem Vorfall im Gefängnis Guayas 1 hatten die Behörden zunächst nur spärliche Informationen herausgegeben. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass angesichts der Unruhen "die Sicherheitsprotokolle" ausgeführt würden. Um die Situation wieder in den Griff zu bekommen, werde "spezialisiertes Militärpersonal" in den kommenden Stunden die Bereiche des Gefängnisses untersuchen, in denen die Vorfälle begonnen hätten, erklärte die Behörde im Onlinedienst X, ehemals Twitter.
Guayas 1 beherbergt rund 6800 Gefangene und ist eine der fünf Haftanstalten, die den großen Gefängniskomplex in Guayaquil bilden. Bei einem gewaltsamen Aufstand im Juli waren dort mehr als 31 Menschen getötet worden.
In den chronisch überfüllten Gefängnissen Ecuadors kommt es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Drogenbanden. Seit Anfang 2021 wurden bei solchen Kämpfen mehr als 430 Häftlinge getötet. Ende August wurden in mehreren Gefängnissen des Landes Dutzende von Wärtern als Geiseln genommen.
Lokalen Medienberichten zufolge wird der betroffene Bereich des Gefängnisse Guayas 1 von der Gruppe Los Aguilas kontrolliert, einer von mehreren kriminellen Banden in Ecuador, die mit kolumbianischen oder mexikanischen Drogenkartellen wie Sinaloa und Jalisco Nueva Generación in Verbindung stehen.
Mit seiner Lage zwischen den bedeutenden Drogenproduktionsländern Kolumbien und Peru ist Ecuador eine wichtige Drehscheibe für den Drogenschmuggel in die USA und nach Europa. Rivalisierende Banden mit Verbindungen zu internationalen Drogenkartellen kämpfen um die Kontrolle - auch in den Gefängnissen. Das hat zu einem deutlichen Anstieg der Gewalt in Ecuador geführt.
Die Gewalt in den Gefängnissen ist eines der bestimmenden Themen vor der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl am 15. Oktober. In der Stichwahl treten die linksgerichtete Anwältin Luisa González und der rechtsgerichtete Daniel Noboa gegeneinander an.
N.Fournier--BTB