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Israels Armee setzt Einsatz im Westjordanland fort
Israel hat seinen größten Militäreinsatz im Westjordanland seit Jahren am Dienstag fortgesetzt. Das palästinensische Gesundheitsministerium teilte mit, die Zahl der Todesopfer sei auf zehn gestiegen, von den 100 Verletzten befänden sich 20 in einem ernsten Zustand. Die israelische Armee erklärte, sie habe in der Nacht in Dschenin einen unterirdischen Schacht beschossen, der für die Lagerung von Sprengstoff genutzt worden sei.
"Außerdem haben Soldaten zwei Einsatzräume von terroristischen Organisationen in dem Gebiet geortet und zerstört", hieß es in der Mitteilung der Armee weiter. Zuvor hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärt, die Armee sei "in das Terroristennest in Dschenin eingedrungen, sie sind dabei, Kommandozentren zu zerstören und eine beträchtliche Anzahl von Waffen sicherzustellen". Ein bei dem Einsatz verletzter israelischer Soldat wurde von einem Militärhubschrauber ausgeflogen.
In Dschenin waren die Geschäfte am Dienstag geschlossen. Auf den mit Trümmern und verbrannten Barrikaden übersäten Straßen waren nur sehr wenige Menschen unterwegs, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Über der Stadt waren Drohnen zu hören.
Der Einsatz in Dschenin und dem angrenzende Flüchtlingslager mit hunderten israelischen Soldaten, gepanzerten Fahrzeugen, Bulldozern und Drohnen hatte am Montagmorgen begonnen. Seitdem verließen palästinensischen Angaben zufolge rund 3000 Menschen das Flüchtlingslager, das als Hochburg bewaffneter Palästinensergruppen gilt.
Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari sagte vor Journalisten, die israelische Armee habe "nicht vor, in dem Lager zu bleiben". Sie stelle sich aber auf die "ernstere Lage" ein, länger in dem Gebiet zu kämpfen.
Dschenin und sein Flüchtlingslager sind immer wieder Schauplatz von Zusammenstößen zwischen israelischen Soldaten und militanten Palästinensern. Die israelische Armee nimmt regelmäßig Razzien in dem Gebiet vor, das theoretisch unter der Kontrolle der Palästinenserbehörde von Präsident Mahmud Abbas steht.
Vor zwei Wochen waren bei einer Razzia der israelischen Armee im Flüchtlingslager sieben Menschen getötet worden. Dabei feuerte die Armee Raketen von einem Hubschrauber aus ab. Kurz darauf starben vier Israelis bei einem Angriff von zwei bewaffneten Palästinensern an einer Tankstelle nahe der Siedlung Eli. In derselben Woche tötete die israelische Armee drei Mitglieder einer "Terrorzelle" bei einem Drohnenangriff in der Nähe von Dschenin.
Die Gewalt im Westjordanland hat sich in den vergangenen Monaten verschärft. Seit Jahresbeginn wurden mindestens 186 Palästinenser, 25 Israelis, ein Ukrainer und ein Italiener getötet, wie eine Zählung von AFP auf Grundlage offizieller Quellen ergibt.
E.Schubert--BTB