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Freilassung weiterer Hamas-Geiseln erwartet - Katar will "tragfähige Waffenruhe" erreichen
Nach der Verlängerung der Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas wird am Dienstag die Freilassung weiterer Geiseln erwartet. Am Dienstagmorgen erhielt Israel örtlichen Medien zufolge eine Liste mit zehn von der Hamas verschleppten israelischen Zivilisten, die freikommen sollen. Ihre Namen wurden zunächst nicht bekannt gegeben. Der maßgeblich an der Vereinbarung beteiligte Vermittler Katar will nun über die verlängerte Feuerpause hinaus nach eigenen Angaben eine "tragfähige Waffenruhe" erreichen.
Aus dem Hamas-Umfeld hieß es am Dienstag, dass im Gegenzug für die zehn israelischen Geiseln am Dienstag 30 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen freikommen sollen. Die Listen "für den fünften Tag der Feuerpause wurden ohne Einwände ausgetauscht", erfuhr die Nachrichtenagentur AFP. Zudem würden wie in den Tagen zuvor "einige im Gazastreifen festgehaltene ausländische Gastarbeiter ebenfalls freigelassen".
Unter den am Montagabend nach stundenlanger Verzögerung freigelassenen israelischen Minderjährigen und Frauen waren auch zwei Jugendliche mit deutscher Staatsbürgerschaft, wie Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im Onlinedienst X, ehemals Twitter, erklärte. "Nach 52 Tagen Leid und Verzweiflung kann ihre Mutter sie wieder in die Arme nehmen", schrieb Baerbock.
Bei den Teenagern handelt es sich um zwei Brüder, den zwölfjährigen Jagil und seinen 16 Jahre alten Bruder Or. "Nehmt mich nicht mit, ich bin zu jung", waren laut der Mutter der beiden die letzten Worte Jagils, die sie am Telefon hörte, bevor er und Or am 7. Oktober von der Hamas aus dem Kibbutz Nir Oz verschleppt wurden. Der ebenfalls verschleppte Vater der Jungen und seine Freundin sind noch immer in der Gewalt der Hamas.
"Dass unter den Freigelassen auch mehrere Deutsche sind, ist ein weiterer Grund zur Freude", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Dienstag im Bundestag. Die bisher erfolgten Freilassungen könnten aber "nur ein erster Schritt" sein. "Noch immer hält die Hamas mehr als hundert Frauen, Männer und Kinder in ihrer Gewalt." Auch sie müssten nun "unverzüglich freigelassen werden". Dazu werde die Bundesregierung "mit ganzer Kraft" beitragen.
Neben den beiden deutschen Doppelstaatlern waren unter den am Montagabend Freigelassenen laut katarischem Außenministerium drei Franzosen und sechs Argentinier mit doppelter Staatsbürgerschaft. Es handelte sich um die vierte Geiselfreilassung im Gazastreifen seit Inkrafttreten der Feuerpause am Freitag. Danach bestätigte Israel die Freilassung von 33 palästinensischen Gefangenen aus israelischen Gefängnissen.
Wenige Stunden zuvor war die Feuerpause unter der Vermittlung Katars um zwei Tage bis Donnerstagfrüh verlängert worden. Die Verlängerung soll die Freilassung von 20 weiteren israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas sowie 60 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen ermöglichen.
Katar ist zusammen mit Ägypten und den USA der wichtigste Vermittler im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas. Nach eigenen Angaben will das Golfemirat nach der Verlängerung der Feuerpause nun eine "tragfähigen Waffenruhe" für den Gazastreifen erreichen. "Unser wichtigstes Ziel jetzt, und unsere Hoffnung, ist das Erreichen einer tragfähigen Waffenruhe, die zu weiteren Verhandlungen und letztlich zu einem Ende dieses Krieges führt", sagte ein Sprecher des katarischen Außenministeriums in Doha.
Bisher wurden insgesamt 50 israelische Frauen und Kinder sowie 19 weitere ausländische Geiseln, überwiegend Gastarbeiter aus Thailand, von der Hamas freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 150 palästinensische Gefangene aus seinen Gefängnissen, alle Frauen und Minderjährige.
Bei ihrem brutalen Überfall am 7. Oktober hatte die Hamas 240 Menschen verschleppt, darunter viele Kinder und auch ein zehn Monate altes Baby. Hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Miliz waren nach Israel eingedrungen und hatten nach israelischen Angaben auch etwa 1200 Menschen getötet. Israel erklärte der Hamas daraufhin den Krieg und bombardierte praktisch ohne Pause den Gazastreifen. Angaben der Hamas zufolge, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem fast 15.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.
Die seit Freitag geltende Feuerpause wird auch für die Lieferung humanitärer Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen genutzt. Nach US-Angaben erreichten in den ersten vier Tagen der Feuerpause insgesamt 800 Hilfsgütertransporte aus Ägypten den gesamten Gazastreifen. Ab Dienstag würden auch drei mit medizinischer Hilfe, Lebensmitteln und Winterausrüstung beladene US-Militärflugzeuge nach Ägypten fliegen, sagten US-Regierungsvertreter aus dem Weißen Haus. Es sind die ersten Hilfslieferungen der US-Armee für den Gazastreifen.
Derweil forderte die EU Israel auf, mehr Treibstoff-Lieferungen für den Gazastreifen zuzulassen. Die derzeit täglich eintreffenden Mengen reichten nicht aus, um den Bedarf zu decken, sagte der EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarcic, in Brüssel. Der Treibstoff sei für humanitäre Einsätze unerlässlich wie auch für den Erhalt lebenswichtiger Infrastruktur, darunter Krankenhäuser und die Wasserversorgung.
B.Shevchenko--BTB