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Israel: 20 Hamas-Kämpfer bei Gefechten in Al-Schifa-Krankenhaus getötet
Bei einem Militäreinsatz auf dem Gelände des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza hat die israelische Armee am Montag nach eigenen Angaben 20 Kämpfer der islamistischen Hamas getötet und Dutzende weitere festgenommen. Die Bevölkerung wurde zum Verlassen des Gebiets rund um das Krankenhaus aufgefordert. Derweil wollte der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad, David Barnea, an Verhandlungen über eine Feuerpause und die Freilassung von Geiseln in Doha teilnehmen.
Der Einsatz richte sich gegen ranghohe "Hamas-Terroristen", erklärte die israelische Armee am Morgen. Er basiere "auf Informationen, die auf die Nutzung des Krankenhauses durch ranghohe Hamas-Terroristen hinweisen". Die Soldaten seien aufgefordert worden, "mit Vorsicht zu agieren und Maßnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, dass Patienten, Zivilisten und medizinisches Personal verletzt werden".
In einer gemeinsamen Erklärung von israelischer Armee und Geheimdienst hieß es später: "Terroristen haben vom Krankenhaus aus das Feuer auf unsere Truppen eröffnet. Die Soldaten haben zurückgeschossen."
Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur AFP von Luftangriffen, Panzern rund um das Gelände und Schusswechseln. AFP-Fotos zeigten nach Bombenangriffen dicken schwarzen Rauch über Teilen der Stadt.
Ein AFP-Journalist beobachtete Luftangriffe auf Gebäude in der Umgebung des größten Krankenhauses des Gazastreifens. "Hunderte Menschen, vor allem Kinder, Frauen und Ältere, flüchten aus ihren Häusern", berichtete er. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums hielten sich "zehntausende" Menschen in dem Krankenhauskomplex auf.
"20 Terroristen wurden bislang bei zahlreichen Gefechten im Al-Schifa-Krankenhaus eliminiert", teilte die Armee später mit. Dutzende weitere würden im Hospital festgehalten. Bei einem der Getöteten handele es sich um Faik al-Mabhuh, der bei der Hamas für die innere Sicherheit zuständig gewesen sei. Nachdem er getötet worden sei, seien in einem angrenzenden Raum Waffen gefunden worden.
Die israelische Armee hatte bereits Mitte November einen Großeinsatz im Al-Schifa-Krankenhaus ausgeführt. Im Januar erklärte Israel, die Kommandostruktur der Hamas in dem Gebiet sei zerstört. Israel hatte der Hamas vorgeworfen, in dem Krankenhauskomplex eine Kommandozentrale zu betreiben und Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Die Hamas wies dies zurück.
Die israelische Armee geht im Gazastreifen seit Beginn des Kriegs gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas Anfang Oktober immer wieder auch in Krankenhäusern vor.
Der Krieg war durch einen brutalen Großangriff der Hamas auf israelisches Gebiet am 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1160 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor und startete am 27. Oktober eine Bodenoffensive.
Bei den israelischen Angriffen wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 31.700 Menschen getötet.
Seit Beginn der Bodenoffensive wurden 250 israelische Soldaten getötet. Der 250. Soldat sei am Montagmorgen bei dem Einsatz am Al-Schifa-Krankenhaus getötet worden, hieß es aus israelischen Sicherheitskreisen.
Nach mehr als fünf Monaten Krieg befindet sich nach UN-Angaben jeder zweite Bewohner im Gazastreifen in einer "katastrophalen Ernährungssituation". Wenn keine Maßnahmen ergriffen würden, stehe eine Hungersnot in den nördlichen Bezirken "unmittelbar bevor" und könnte "jederzeit zwischen Mitte März und Mai 2024 eintreten", hieß es in der am Montag veröffentlichten IPC-Skala zum Hungermonitoring der UNO.
Eine Hungersnot könnte demnach noch abgewendet werden, wenn Hilfsorganisationen uneingeschränkten Zugang erhielten. UN-Generalsekretär António Guterres forderte deshalb eine "sofortige humanitäre Waffenruhe".
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell bezeichnete indes den Gazastreifen als "Friedhof": "Vor dem Krieg war der Gazastreifen das größte Gefängnis unter freiem Himmel, heute ist er der größte Friedhof unter freiem Himmel", erklärte Borrell in Brüssel.
Israels Außenminister Israel Katz rief Borrell daraufhin auf, "Israel nicht weiter anzugreifen". Israel lasse zudem "umfangreiche humanitäre Hilfe für Hilfswillige auf dem Land-, Luft- und Seeweg nach Gaza zu", betonte Katz im Onlinedienst X.
Bei den Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln sollte es nach Angaben aus Teilnehmerkreisen ein Treffen zwischen Mossad-Chef Barnea und Katars Regierungschef Abdelrahman al-Thani sowie hochrangigen Vertretern Ägyptens geben. Das Gespräch solle im Laufe des Tages in Doha stattfinden, erfuhr AFP am Montag.
Die Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über eine Feuerpause und Geiselfreilassungen laufen seit Wochen und werden vor allem von Katar und Ägypten sowie den USA vermittelt. Auf dem Tisch liegt derzeit offenbar ein Vorschlag für eine sechswöchige Feuerpause und zu einem Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Häftlinge.
US-Präsident Joe Biden telefonierte am Montag erstmals seit über einem Monat mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, wie das Weiße Haus mitteilte. Dabei sei es um "die Lage in Rafah" im südlichen Gazastreifen und die Bemühungen zur Verstärkung der humanitären Hilfe im Gazastreifen gegangen.
K.Thomson--BTB