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Gegenseitige Angriffe auf Energieinfrastruktur in Russland und Ukraine
Russland und die Ukraine haben am Wochenende gegenseitig Angriffe auf ihre Energieinfrastruktur verübt. Dabei wurden nach ukrainischen Angaben zwei Menschen getötet und vier Heizkraftwerke stark beschädigt. Gleichzeitig meldete Kiew einen erfolgreichen Angriff auf russische Ölraffinerien. Russland verkündete am Sonntag die Einnahme eines weiteren ostukrainischen Dorfes Dorfes rund zehn Kilometer nordwestlich der Stadt Awdijiwka.
Vier Heizkraftwerke seien bei den "massiven" Angriffen in der Nacht zu Samstag stark beschädigt worden, erklärte der ukrainische Energieversorger DTEK. Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko schrieb im Onlinedienst Facebook von Schäden durch russische Angriffe insbesondere an Energieanlagen in den Regionen Dnipropetowsk, Iwano-Frankiwsk und Lwiw.
Der Stromversorger Ukrenergo erklärte, er habe seine Hauptstromleitung im Westen des Landes vorsorglich gesperrt, und forderte die Bevölkerung erneut zum Stromsparen auf. Zuvor hatte die Armee von "massiven" russischen Angriffen mit mindestens zwei Verletzten berichtet.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte seine Forderung an die westlichen Verbündeten, Kiew zusätzliche Luftabwehrsysteme zur Verfügung zu stellen. Die ukrainische Armee habe in der Nacht zum Samstag einige der von Russland abgefeuerten Raketen abgefangen. "Aber die Welt hat alle Möglichkeiten, (uns) dabei zu helfen, jede Rakete und jede Drohne abzuschießen", erklärte er. Sein Land müsse so schnell wie möglich weitere Patriot-Luftabwehrsysteme erhalten. "Wir dürfen keine Zeit verlieren", betonte Selenskyj.
Eine Mensch starb laut ukrainischem Rettungsdienst am Samstag in einem Dorf nahe der russischen Grenze in der nordöstlichen Region Charkiw. Ein weiterer sei bei einem Angriff auf die Region Cherson im Süden getötet worden, erklärte die ukrainische Polizei.
Gleichzeitig meldete die Ukraine einen erfolgreichen Angriff auf zwei Ölraffinerien in Südrussland. In einem groß angelegten nächtlichen Drohnenangriff seien zwei russische Ölraffinerien und ein Militärflugplatz getroffen worden. Die Ukraine habe bedeutende technologische Anlagen in zwei Raffinerien in der südrussischen Region Krasnodar getroffen, erklärte eine Quelle der ukrainischen Verteidigung der Nachrichtenagentur AFP.
Die russischen Behörden hatten zuvor einen Brand in einer Raffinerie in der Stadt Slawjansk-am-Kuban gemeldet. Staatlichen Medien zufolge stellte die Anlage ihre Produktion daraufhin teilweise ein.
Das Verteidigungsministerium in Moskau meldete unterdessen den Abschuss von 17 ukrainischen Drohnen in der Nacht zu Sonntag. Demnach wurden die meisten Drohnen in den an die Ukraine grenzenden Regionen abgeschossen. Schon in der Nacht zu Samstag waren nach Angaben aus Moskau dutzende Drohnen über russischem Staatsgebiet abgefangen worden.
In seinem täglichen Lagebericht von der Front erklärte das Verteidigungsministerium am Sonntag, die russische Armee habe das Dorf Nowobachmutiwka in der Nähe von Awdijiwka "befreit". Die Stadt Awdijiwka in der ostukrainischen Region Donezk hatte Russland im Februar nach langen Kämpfen vollständig unter seine Kontrolle gebracht. Danach hatte die russische Armee weiter schnell an Boden gewonnen, während sich die ukrainische Armee aus Mangel an Munition und an Soldaten in der Defensive befindet.
Nowobachmutiwka befindet sich in der Nähe der Ortschaft Otscherytne, in die die russische Armee diese Woche einmarschiert war. Beobachtern zufolge kontrolliert sie derzeit ein Großteil des Dorfes. Am Samstag hatte Moskau erklärt, dass es seinen Truppen um Donzek gelungen sei, "tief" in die ukrainischen Verteidigungslinien vorzustoßen.
Der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Olexander Syrksy, hatte Mitte April eingeräumt, dass sich die Lage an der Ostfront "bedeutend verschlechtert" habe. Kiew erwartet die Ankunft von US-Waffen im Wert von Milliarden US-Dollar, von denen es sich eine Stabilisierung der Lage an den ausgedehnten Frontlinien erhofft.
Generalsekretär Jens Stoltenberg drang auf weitere Waffenlieferungen an die Ukraine. "Keine Option ist ohne Risiko, wenn man einen Nachbarn wie Russland hat", sagte der Nato-Chef im "Bericht aus Berlin" der ARD. Die Ukraine habe aber das Recht, sich zu verteidigen – und die westlichen Verbündeten dürften und sollten das attackierte Land dabei unterstützen.
Deutschland gehe hierbei "mit gutem Beispiel voran", lobte Stoltenberg. Angesprochen auf die vehementen Forderungen nach einer Lieferung von deutschen Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine sagte Stoltenberg, er wolle einzelnen Verbündeten keine öffentlichen Ratschläge erteilen. Angesichts der Lieferung von ATACMS-Raketen durch die USA ist der Druck auf die Bundesregierung, Taurus zu liefern, zuletzt erneut gewachsen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lehnte dies am Wochenende jedoch erneut ab.
O.Krause--BTB