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Zunehmende Goldimporte aus Bürgerkriegsland Sudan deuten auf Verwicklung der Emirate hin
Die Goldausfuhren aus dem Bürgerkriegsland Sudan liefern laut einer Schweizer Nichtregierungsorganisation weitere Hinweise auf eine Verwicklung der Vereinigten Arabischen Emirate in den blutigen Konflikt. Die deutliche Zunahme dieser Ausfuhren in die Emirate in diesem Jahr sei ein weiteres Indiz für die Verflechtungen, erklärte Swissaid am Dienstag unter Berufung auf eine UN-Datenbank. Der sudanesische Botschafter bei der UNO in Genf rief die internationale Staatengemeinschaft auf, Druck auf die Emirate auszuüben.
2024 wurden laut Swissaid 29 Tonnen Gold aus dem Sudan in die Emirate exportiert - gegenüber 17 Tonnen im Vorjahr. Die Emirate bezogen zudem 18 Tonnen des Edelmetalls aus dem Tschad und neun Tonnen aus Libyen. Die Länder seien "Ausgangstore" der RSF-Miliz für sudanesisches Gold. "Dieses Schema und diese Ströme bestätigen die Rolle der Emirate als wichtigstes Ziel für sudanesisches Schmuggelgold", erklärte die Organisation. Swissaid bezieht sich auf Außenhandelszahlen der Emirate, die am 31. Oktober auf der Plattform UN Comtrade veröffentlicht und mittlerweile wieder gelöscht worden seien.
Der sudanesische Botschafter bei den Vereinten Nationen in Genf, Hassan Hamid, warf den Emiraten vor, die RSF-Miliz zu unterstützen. Der Waffenlieferant für die Miliz "ist wohlbekannt", sagte Hamid vor Journalisten. "Leider sind es die Vereinigten Arabischen Emirate." Die Staatengemeinschaft müsse nun "öffentlich entschieden Druck auf die Vereinigten Arabischen Emirate ausüben, damit sie sofort aufhören, eine solche Terrormiliz zu bewaffnen und zu finanzieren". Hamid forderte zudem Sanktionen gegen die RSF-Miliz.
Der Sudan versinkt seit mehr als zwei Jahren im Bürgerkrieg. Seit April 2023 bekämpfen sich die Armee von Militärherrscher Abdel-Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo. Mit der Einnahme der Stadt Al-Faschir vor mehr als einer Woche kontrolliert die RSF inzwischen alle fünf größeren Städte in der Region Darfur. Den Emiraten wird vorgeworfen, den Konflikt mit Waffenlieferungen an die RSF anzuheizen, was der reiche Golfstaat kategorisch zurückweist.
Nach Beratungen des Souveränitätsrats des Sudan über einen Waffenruhe-Vorschlag der USA verkündete der sudanesische Verteidigungsminister Hassan Kabrun derweil, die Armee werde ihren Kampf gegen die RSF-Miliz fortsetzen. "Vorbereitungen für den Kampf des sudanesischen Volkes dauern an", sagte Kabrun in einer im Staatsfernsehen übertragenen Rede, nachdem er der US-Regierung für ihre "Bemühungen und Vorschläge für ein Erreichen des Friedens" gedankt hatte. Die Vorbereitungen der Armee für den Krieg seien ein "legitimes nationales Recht", fügte er hinzu.
Dass die Leidtragenden in dem Bürgerkrieg im Sudan besonders Zivilisten sind, belegt unterdessen eine Analyse der Nachrichtenagentur AFP von Zahlen der Nichtregierungsorganisation Acled. Demnach war der vergangene Oktober der folgenschwerste Monat hinsichtlich der Fälle von Gewalt gegen Zivilisten seit dem Ausbruch des Krieges im April 2023. Insgesamt wurden demnach 1545 Menschen getötet. Seit April 2023 wurden insgesamt fast 49.800 Menschen im Sudan getötet, fast 15.300 von ihnen im Zusammenhang mit Gewalt gegen Zivilisten.
Aus Al-Faschir konnten nach UN-Angaben 65.000 Menschen fliehen, zehntausende weitere sind noch in der Stadt gefangen. Es gibt zahlreiche Augenzeugenberichte über Massenhinrichtungen, Vergewaltigungen und weitere Gräueltaten in der Stadt. Aus Angst vor den sich ausweitenden Kämpfen flohen zuletzt auch aus der Nachbarregion Kordofan zehntausende Zivilisten.
UN-Generalsekretär António Guterres rief die Konfliktparteien auf, "sich an den Verhandlungstisch zu setzen und diesem Albtraum der Gewalt ein Ende zu setzen - jetzt". Er warnte davor, dass "die schreckliche Krise im Sudan (...) außer Kontrolle gerät".
Die Grünen im Bundestag beantragten eine Aktuelle Stunde zur Lage im Sudan und forderten von der Bundesregierung mehr Druck auf die Konfliktparteien. "Die aktuellen Berichte über Massenhinrichtungen, Vergewaltigungen und Vorwürfe zu ethnischen Säuberungen durch RSF-Milizen bei der Einnahme von Al-Faschir sind schockierend", sagte Parlamentsgeschäftsführerin Irene Mihalic der Nachrichtenagentur AFP. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen, der Druck auf Unterstützerstaaten der Kriegsparteien müsse erhöht und die Zivilgesellschaft geschützt werden. Die Aktuelle Stunde soll voraussichtlich an diesem Donnerstag stattfinden.
C.Meier--BTB