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Femizide: 235 Frauen in zehn Jahren in NRW wegen ihres Geschlechts getötet
Einer ersten umfassenden Studie zu Femiziden in Nordrhein-Westfalen zufolge wurden dort zwischen 2014 und 2023 insgesamt 235 Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet. In den meisten Fällen wurden die Taten durch aktuelle oder frühere Partner begangen, wie das Landesinnenministerium und das Gleichstellungsministerium am Freitag in Düsseldorf unter Berufung auf Zahlen des Landeskriminalamts (LKA) mitteilten.
Insgesamt wurden in dem Zehnjahreszeitraum bei 1666 versuchten und vollendeten Tötungsdelikten demnach 908 Frauen getötet. 522 dieser Taten wurden als Femizide eingestuft. In 511 Fällen sei das Tatmotiv nicht eindeutig geklärt worden, in den übrigen 633 Fällen sei ein Femizid ausgeschlossen worden.
Da es Femizid in Deutschland nicht als eigenen Straftatbestand gibt, legte das LKA die Definition des Europarats, der Istanbul-Konvention und der Vereinten Nationen zugrunde. Um einen versuchten oder vollendeten Femizid handelt es sich demnach dann, wenn der Täter ein Mädchen oder eine Frau aufgrund geschlechtsspezifischer Motive oder Vorstellungen getötet beziehungsweise dies versucht hat.
Ausgewertet wurde die polizeiliche Kriminalstatistik. In 87 Prozent der Femizide in Nordrhein-Westfalen handelt es sich dem Bericht zufolge um Beziehungstaten. In 99 Prozent seien die Täter männlich gewesen.
Täter mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit seien dabei im Vergleich mit anderen Tötungsdelikten überproportional häufig vertreten. Rund ein Viertel (26 Prozent) der Verdächtigen hatte demnach keinen deutschen Pass. Viele Täter zeigten dem Bericht zufolge ein stark patriarchales Frauenbild. Dieses gehe mit Kontrolle, Besitzdenken und Eifersucht einher.
Für den Bericht wurden auch Expertinnen und Experten aus Polizei, Justiz, Wissenschaft und Opferschutz befragt. Ihnen zufolge ist der Auslöser für einen Femizid vor allem eine angekündigte oder bereits vollzogene Trennung oder Scheidung.
Sie empfahlen, Kinder gleichstellungsorientiert zu erziehen. Außerdem müsse die Gesellschaft für Themen wie Gewalt in Familien, Femizide und bestehende Hilfsangebote sensibilisiert werden. Unterstützung für betroffene Frauen müsse niederschwelliger und flächendeckend verfügbar sein.
Nordrhein-Westfalens Gleichstellungsministerin Josefine Paul (Grüne) erklärte, Gewalt gegen Frauen sei ein gesamtgesellschaftliches Problem. "Wir müssen das Bewusstsein für Betroffene weiter schärfen und wachsam sein – ob in der eigenen Familie, im Freundeskreis oder auf der Arbeit", forderte Landesinnenminister Herbert Reul (CDU).
I.Meyer--BTB