Berliner Tageblatt - Epstein-Affäre: JPMorgan Chase zahlt US-Jungferninseln 75 Millionen Dollar

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Epstein-Affäre: JPMorgan Chase zahlt US-Jungferninseln 75 Millionen Dollar
Epstein-Affäre: JPMorgan Chase zahlt US-Jungferninseln 75 Millionen Dollar / Foto: © Dpto. Sheriff Condado Palm Beach/AFP/Archiv

Epstein-Affäre: JPMorgan Chase zahlt US-Jungferninseln 75 Millionen Dollar

In der Affäre um den verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein zahlt die US-Großbank JPMorgan Chase den Amerikanischen Jungferninseln 75 Millionen Dollar (knapp 71 Millionen Euro). Die lange Zeit geschäftlich mit Epstein verbundene Bank gab am Dienstag eine Grundsatzvereinbarung für einen entsprechenden Vergleich mit dem US-Karibikterritorium bekannt, wo der Finanzinvestor eine Insel besaß.

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Von der Gesamtsumme sollen 30 Millionen Dollar an Opfer sexueller Gewalt und an Organisationen gehen, die sich unter anderem dem Kampf gegen Sexualverbrechen widmen. 25 Millionen Dollar sollen den Behörden der Amerikanischen Jungferninseln helfen, besser gegen Menschenhandel vorzugehen. Die restlichen 20 Millionen Dollar sollen Anwaltskosten abdecken. Im Gegenzug für die Zahlungen soll das laufende Verfahren gegen JPMorgan eingestellt werden. Die Großbank vermeidet damit einen Zivilprozess.

Die Amerikanischen Jungferninseln hatten JPMorgan Ende 2022 verklagt. Das US-Territorium warf der Großbank vor, Epsteins kriminelle Aktivitäten durch ihre Finanzdienstleistungen mit ermöglicht zu haben, und verlangte 190 Millionen Dollar Schadenersatz. Das Finanzinstitut hatte die seit 1998 laufende Zusammenarbeit mit Epstein erst 2013 beendet und damit Jahre nach einer Verurteilung des Multimillionärs wegen Sexualverbrechen.

In der Affäre hatten auch betroffene Frauen JPMorgan verklagt. Im Juni erklärte die Großbank sich im Zuge eines Vergleichs zur Zahlung von 290 Millionen Dollar an die Frauen bereit.

Nun erfolgte ein außergerichtliche Einigung mit den Amerikanischen Jungferninseln, wo Epstein die Insel Little Saint James gehörte. JPMorgan legte zwar kein Schuldbekenntnis ab. Die Bank erklärte aber, sie bedauere ihre frühere Zusammenarbeit mit Epstein "zutiefst". Sie hätte die Geschäfte mit ihm nie fortgesetzt, wenn sie davon ausgegangen wäre, dass er JPMorgan Chase "für seine abscheulichen Verbrechen" benutzen würde.

Die Bank gab am Dienstag außerdem einen Vergleich mit ihrem früheren Spitzenmanager James Edward Staley bekannt. Details wurden nicht genannt. JPMorgan hatte Staley für die fortgesetzte Zusammenarbeit mit Epstein verantwortlich gemacht und ihn deswegen verklagt.

Epstein soll jahrelang minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben, unter anderem auf Little Saint James. Der Multimillionär wurde bereits 2008 wegen Sexualverbrechen verurteilt, musste im Zuge einer umstrittenen Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft aber nur 13 Monate in Haft verbringen.

Im August 2019 wurde er nach einer erneuten Festnahme tot in seiner New Yorker Gefängniszelle gefunden. Nach Angaben der Behörden nahm der 66-Jährige sich das Leben. Der schwerreiche Investor hatte über Jahre mit bekannten Größen aus Politik und Gesellschaft wie den früheren Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump und Microsoft-Gründer Bill Gates verkehrt. In den Fall Epstein ist auch der britische Prinz Andrew verstrickt.

J.Bergmann--BTB