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Ukraine-Krieg führt zu starkem Anstieg bei europäischen Rüstungsimporten
Mehr Waffen für Europa: Infolge des Ukraine-Kriegs haben sich die europäischen Rüstungsimporte im Jahr 2022 nahezu verdoppelt. Wie aus dem am Montag veröffentlichten Jahresbericht des Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri hervorgeht, stiegen die Importe von Waffen im Vergleich zum Vorjahr um 93 Prozent. Demnach stieg die Ukraine im vergangenen Jahr zum drittgrößten Waffenimporteur weltweit auf.
Auch der Anstieg der Militärausgaben anderer europäischer Länder wie Polen oder Norwegen trug zu der Zunahme der Rüstungsimporte bei. Laut Sipri dürften die Ausgaben noch weiter steigen. "Die Invasion hat wirklich einen bedeutenden Anstieg der Nachfrage nach Waffen in Europa ausgelöst", sagte Co-Autor Pieter Wezeman der Nachrichtenagentur AFP.
Nur Katar und Indien importierten 2022 mehr Waffen als die Ukraine. So entfielen 31 Prozent aller europäischen Rüstungsimporte und acht Prozent des Waffenhandels weltweit im vergangenen Jahr auf die Ukraine. Die Importe, inklusive der westlichen Schenkungen, waren laut Sipri-Bericht mehr als 60-mal so hoch wie im Vorjahr.
Die Lieferungen zumeist gebrauchter Waffen an die Ukraine umfassten unter anderem 230 Stück US-Artillerie, 280 gepanzerte Fahrzeuge aus Polen, 7000 Panzerabwehrraketen aus Großbritannien sowie neu produzierte Güter wie etwa neun Flugabwehrsysteme.
Auch wenn es aufgrund der häufig intransparenten Rüstungsverträge schwierig ist, den Gesamtwert der gehandelten Waffen zu errechnen, schätzen Experten den jährlichen globalen Waffenhandel auf etwa 100 Milliarden Dollar (93,8 Milliarden Euro). Laut Sipri überstiegen die gesamten Militärausgaben 2021 zwei Billionen Dollar. Eine Schätzung für 2022 will das schwedische Institut im April veröffentlichten.
Die hohen europäischen Rüstungsausgaben des vergangenen Jahres sind Teil eines Trends, der bereits seit Jahren anhält. Die Länder Europas begannen bereits nach der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 mit der Wiederaufrüstung. Laut Wezeman würden alle Arten von Waffen bestellt, von U-Booten über Kampfflugzeuge und Drohnen bis hin zu Panzerabwehrraketen, Gewehren und Radargeräten. "Es wird sich alles angesehen, weil die militärischen Fähigkeiten über das gesamte Spektrum verfügbarer Militärtechnologie gestärkt werden sollen", sagte er.
Dazu passt die Ankündigung des britischen Premierministers Rishi Sunak, zusätzliche fünf Milliarden Pfund (etwa 5,6 Milliarden Euro) in die Verteidigung zu investieren. "Da die Welt immer unbeständiger und der Wettbewerb zwischen den Staaten immer intensiver wird, muss das Vereinigte Königreich bereit sein, sich zu behaupten", erklärte Sunak am Sonntag.
EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton kündigte unterdessen am Montag ein europäisches Rüstungsprojekt mit 15 Produzenten in elf Mitgliedsländern an. Die EU werde "dafür sorgen", dass die Munitionsproduktion erhöht werde, sagte Breton.
Während der vergangenen fünf Jahre haben sich die europäischen Rüstungsimporte laut Sipri um 47 Prozent im Vergleich zu den fünf Vorjahren erhöht, während der weltweite Umsatz um fünf Prozent sank. Außer Europa sahen alle anderen Kontinente in den vergangenen fünf Jahren nachlassende Importe - vor allem in Afrika (minus 40 Prozent) und Nord- sowie Südamerika (minus 20 Prozent) gingen die Einfuhren von Waffen deutlich zurück. Sinkende Importzahlen sahen in diesem Zeitraum aber auch Asien (minus sieben Prozent) und der Nahe Osten (minus neun Prozent).
Im vergangenen Jahr wurden mit 32 Prozent der weltweiten Importe die meisten Waffen in den Nahen Osten geliefert. An zweiter Stelle stand Asien/Ozeanien mit 30 Prozent vor Europa mit 27 Prozent. China gibt laut dem Sipri-Bericht weiterhin viel Geld für sein Militär aus, produziert aber seine Waffen inzwischen zunehmend selbst.
Die größten Waffenexporteure waren 2022 die USA mit 40 Prozent aller Rüstungsausfuhren, vor Russland mit 16 Prozent, Frankreich mit elf Prozent, China mit fünf Prozent und Deutschland mit vier Prozent. Diese fünf Länder zeichnen für drei Viertel aller weltweiten Waffenexporte verantwortlich.
C.Meier--BTB