Berliner Tageblatt - Mehrere Tote bei russischen Angriffen vor ukrainischem Nationalfeiertag

Börse
DAX -0.18% 18704.42
SDAX -0.03% 15162.82
MDAX -0.25% 27441.23
Goldpreis 1.42% 2419.8 $
TecDAX -0.37% 3431.21
Euro STOXX 50 -0.16% 5064.14
EUR/USD 0.02% 1.0872 $
Mehrere Tote bei russischen Angriffen vor ukrainischem Nationalfeiertag
Mehrere Tote bei russischen Angriffen vor ukrainischem Nationalfeiertag / Foto: © Ukrainian State Emergency Service/AFP

Mehrere Tote bei russischen Angriffen vor ukrainischem Nationalfeiertag

In der Ukraine sind am Vortag des Nationalfeiertags bei russischen Luftangriffen nach ukrainischen Angaben mindestens sieben Menschen getötet worden. Bei einem Drohnenangriff auf eine Schule in der nordöstlichen Region Sumy starben vier Mitarbeiter, wie Innenminister Ihor Klymenko im Onlinedienst Telegram mitteilte. Bei einem Angriff nahe der ostukrainischen Stadt Lyman wurden laut Behördenangaben drei Zivilisten getötet. Derweil vermeldete der ukrainische Geheimdienst die Zerstörung eines russischen Luftabwehrsystems auf der Krim.

Textgröße:

Klymenko zufolge fanden Rettungskräfte in dem rund 230 Kilometer östlich von Kiew gelegenen Dorf Romny in der Region Sumy unter den Trümmern der Schule die Leichen des Schuldirektors, des stellvertretenden Direktors, der Sekretärin und des Bibliothekars. Vier Dorfbewohner seien zudem verletzt worden.

Leider hätten sich die Menschen während des Luftalarms "nicht an einen sicheren Ort begeben", schrieb Klymenko. Auf einem von ihm veröffentlichten Foto ist demnach zwischen den Trümmern der Schule ein intakt gebliebener Eingang zum Schutzraum zu sehen. Zuletzt hatten russische Angriffe auf die bislang weitgehend von den Kämpfen verschonte Region zugenommen.

Der Ukraine gelang ihrerseits am Mittwoch nach eigenen Angaben die Zerstörung eines Luftabwehrsystems auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim. Das Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Video, auf dem eine gewaltige Explosion mit einer riesigen Rauchsäule zu sehen war. Demnach erfolgte der Angriff nahe des Dorfes Oleniwka auf der Westseite der Krim und zerstörte "das System, seine Raketen und sein Personal".

Zuvor hatte der ukrainische Militärgeheimdienst Drohnenaufnahmen einer gewaltigen Explosion verbreitet und dazu erklärt, am Morgen sei ein leistungsstarkes russisches Abwehrsystem vom Typ S-400 Triumf mitsamt der enthaltenen Raketen zerstört und die Besatzung getötet worden.

Der einflussreiche russische Militärblog "Rybar" bestätigte den ukrainischen Angriff auf Telegram - schrieb aber, dass das zerstörte System vom älteren Typ S-300 sei. Der Angriff sei möglicherweise von einem ukrainischen Schiff aus ausgeführt worden. Die Frage sei, wie ein ukrainisches Schiff nah genug an die Küste der Krim gelangen könne.

Moskau äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff. Doch russischen Militärbloggern zufolge legt er die Schwächen der russischen Verteidigung offen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte am Mittwoch, die Krim sei "der Schlüssel" für Sicherheit im Schwarzen Meer. "Man kann die Schlüssel nicht Terroristen überlassen, und das werden wir auch nicht", sagte er.

Am Donnerstag begeht die Ukraine zum zweiten Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs ihren Nationalfeiertag. Angesichts der anhaltenden Gefahr russischer Luftangriffe untersagte der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko größere Feierlichkeiten. Im vergangenen Jahr hatte Russland die Ukraine am Unabhängigkeitstag mit einer tödlichen Angriffswelle überzogen.

In der Nacht zum Mittwoch griff die russische Luftwaffe nach Angaben der ukrainischen Staatsanwaltschaft erneut den für den Getreideexport wichtigen ukrainischen Donauhafen Ismajil an. Dabei seien Getreidesilos und Lager beschädigt worden, der Angriff habe die Exportkapazitäten in Ismajil um 15 Prozent reduziert.

Im vergangenen Monat wurden ukrainischen Angaben zufolge bei russischen Angriffen auf Häfen 270.000 Tonnen Getreide vernichtet. Seit seinem Ausstieg aus dem Getreideabkommen beschießt Moskau verstärkt die ukrainische Hafeninfrastruktur am Schwarzen Meer und an der Donau.

Derweil meldete Russland in mehreren Regionen verstärkte ukrainische Drohnenangriffe. Dabei wurden in der russischen Grenzregion Belgorod laut Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow drei Zivilisten getötet. Die ukrainischen Streitkräfte hätten mittels der Drohne einen Sprengsatz abgefeuert, während Menschen sich auf der Straße befunden hätten, erklärte Gladkow auf Telegram.

Zudem wurde am sechsten Tag in Folge die Region der Hauptstadt Moskau von Drohnen attackiert. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums traf ein unbemanntes Flugobjekt erneut das im Bau befindliche Geschäftsviertel Moskau City. Die Drohne sei mit "Mitteln der elektronischen Kriegsführung" neutralisiert worden und danach außer Kontrolle gewesen, bei dem Aufprall habe es aber keine Opfer gegeben.

Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass wurde erneut der Flugverkehr an den internationalen Flughäfen Domodedowo, Scheremetjewo und Wnukowo kurzzeitig unterbrochen.

In dem nördlichen Moskauer Vorort Chimki brachten laut russischen Staatsmedien Wrackteile einer abgeschossenen Drohne das Dach eines Privathauses teilweise zum Einsturz. Auch in der rund 110 Kilometer westlich von Moskau gelegenen Stadt Moschaisk wurde dem Verteidigungsministerium zufolge eine Drohne abgewehrt. Später meldete zudem der Regionalgouverneur von Kaluga, Wladislaw Schapscha, die Abwehr von zwei Drohnen in der der südlich von Moskau gelegenen Region.

H.Seidel--BTB