Berliner Tageblatt - Nordkorea meldet zum zweiten Mal Fehlstart eines Spionagesatelliten

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Nordkorea meldet zum zweiten Mal Fehlstart eines Spionagesatelliten
Nordkorea meldet zum zweiten Mal Fehlstart eines Spionagesatelliten / Foto: © KCNA VIA KNS/AFP/Archiv

Nordkorea meldet zum zweiten Mal Fehlstart eines Spionagesatelliten

Rund drei Monate nach einem ersten gescheiterten Versuch Nordkoreas, einen Spionagesatelliten ins All zu schicken, ist auch ein zweiter Startversuch fehlgeschlagen. Die Flüge der ersten und zweiten Stufe der Rakete seien "normal" verlaufen, berichtete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Donnerstag. Der Start sei dann aber "aufgrund eines Fehlers im Notzündsystem während des Fluges der dritten Stufe" gescheitert. Der Westen kritisierte den Startversuch.

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Nach Angaben der Nationalen Luft- und Raumfahrtbehörde fand der zweite Startversuch des Aufklärungssatelliten Malligyong-1 mit der Trägerrakete Cheollima-1 auf einem Satellitenstartplatz in Cholsan in der Provinz Nord-Phyongan am frühen Donnerstagmorgen statt. Die Regierung in Pjöngjang erklärte, die Ursache des Unfalls sei "kein großes Problem" und kündigte einen dritten Startversuch im Oktober an.

Zuvor hatte Südkoreas Generalstabschef erklärt, Pjöngjang habe "etwas abgefeuert, von dem der Norden behauptet, es sei eine Trägerrakete". "Unser Militär ist in voller Bereitschaft und in enger Abstimmung mit den Vereinigten Staaten." Eine Such- und Bergungsaktion habe begonnen.

Japan erklärte seinerseits, Pjöngjang habe eine verbotene ballistische Raketentechnologie verwendet. Der jüngste Startversuch sei mit Blick auf die Sicherheit der Bewohner sowie der Flugzeuge und Schiffe "äußerst problematisch". Der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida sagte, das Verhalten Nordkoreas "verstößt gegen die UN-Resolutionen und wir protestieren (...) entschieden". Washington, Tokio und Seoul würden ihre Reaktion nach einem Treffen "enger denn je abstimmen", betonte er.

Auch die Außenminister der G7-Staaten verurteilten den Start und warfen Nordkorea ebenfalls vor, verbotene ballistische Raketentechnologie zu nutzen. Pjöngjangs Vorgehen stelle "eine ernste Bedrohung für den regionalen und internationalen Frieden und die Sicherheit" dar, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Großbritannien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, den USA und der EU. Es sei zudem ein "eklatanter Verstoß" gegen mehrere UN-Resolutionen. Das "rücksichtslose" Vorgehen Nordkoreas erfordere eine "schnelle, abgestimmte und starke internationale Reaktion, insbesondere des UN-Sicherheitsrats".

Der nun fehlgeschlagene Start erfolgte wenige Tage nach einem Dreiergipfel der USA, Japans und Südkoreas und zwei Tage nach dem Beginn eines gemeinsamen Manövers der USA und Südkoreas. Seit langer Zeit wird das Atomwaffen- und Raketenprogramm Nordkoreas international als große Bedrohung angesehen. Eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA sagte, der aktuelle Satellitenstartversuch "riskiert eine Destabilisierung der Sicherheitslage in der Region und darüber hinaus".

Nordkorea war am 31. Mai mit dem ersten Versuch gescheitert, einen Spionagesatelliten ins All zu schicken. Die Satelliten-Trägerrakete "Cheollima-1" stürzte kurz nach dem Start ins Meer. Südkoreanische Streitkräfte konnten Teile des Wracks bergen und kamen in einer gemeinsamen Analyse mit den USA zu dem Schluss, dass der Aufklärungssatellit von "keinerlei militärischem Nutzen" war. Experten gehen dennoch davon aus, dass es erhebliche technologische Überschneidungen zwischen der Entwicklung von Interkontinentalraketen und der Fähigkeit zu Weltraumstarts wie bei einem Satelliten gibt.

Am Montag hatten die USA und Südkorea ihre jährliche gemeinsame Großübung "Ulchi Freedom Shield" gestartet. Das Manöver soll bis zum 31. August dauern. Pjöngjang verurteilt die regelmäßigen Manöver der beiden Alliierten scharf und betrachtet diese als Vorbereitungen für eine angebliche Invasion.

K.Brown--BTB