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Krisenbank First Republic wird von Bankenriesen JPMorgan Chase übernommen
Es ist die zweitgrößte Pleite einer Geschäftsbank in der US-Geschichte: Die US-Behörden haben die Kontrolle über die in die Krise geratene kalifornische First Republic Bank übernommen und verkaufen sie an den Branchenriesen JPMorgan Chase. Wie der Bundeseinlagensicherungsfonds FDIC am Montag mitteilte, wird JPMorgan Chase alle Einlagen und fast alle Aktivposten der First Republic Bank übernehmen. Es ist ein neues dramatisches Kapitel in der Bankenkrise, die im März für massive Turbulenzen gesorgt hatte.
Die First Republic Bank stand unter starkem Druck, nachdem zwei Banken mit ähnlichem Profil - die Silicon Valley Bank und die Signature Bank - kurz hintereinander insolvent gegangen waren. Mitte März sprangen elf Großbanken der kalifornischen Bank mit einer Finanzspritze von 30 Milliarden Dollar (rund 27 Milliarden Euro) bei. Das war aber nicht ausreichend.
In der vergangenen Woche stürzte der Aktienkurs der First Republic Bank ab, nachdem das in San Francisco ansässige Geldinstitut bekanntgegeben hatte, dass Anleger im ersten Quartal des Jahres mehr als hundert Milliarden Dollar abgezogen hatten. Daraufhin schritten die Aufsichtsbehörden ein und baten andere US-Banken um Übernahmeangebote. Den Zuschlag erhielt schließlich JPMorgan Chase, die größte Bank in den USA.
Die 84 Filialen der First Republic Bank sollten am Montag als Filialen von JPMorgan Chase öffnen. "Das wird hoffentlich helfen, alles zu stabilisieren", sagte der Chef von JPMorgan Chase, Jamie Dimon. Der Aktienkurs von JPMorgan Chase stieg am Montag nach Handelsbeginn.
Der Bundeseinlagensicherungsfonds FDIC rechnet nach eigenen Angaben damit, dass die Abwicklung der First Republic Bank ihn 13 Milliarden Dollar kosten wird. Die 1985 gegründete Bank war nach Einlagen die Nummer 14 des Landes. Ihre Pleite ist abgesehen von Investmentbanken wie Lehman Brothers die zweitgrößte Bankenpleite in der US-Geschichte nach der Insolvenz von Washington Mutual während der Finanzkrise 2008.
Im März hatte die Pleite der vor allem im Technologiesektor aktiven Silicon Valley Bank (SVP) für erhebliche Turbulenzen im Bankensektor und an den Börsen gesorgt. Zahlreiche Kunden von Regionalbanken zogen ihre Depots ab, um ihr Geld bei größeren Banken anzulegen.
Besorgte Investoren suchten nach Anzeichen für Schwächen bei anderen Banken in den USA und in Europa. In der Schweiz übernahm die Großbank UBS auf staatlichen Druck hin die in den vergangenen Jahren von Skandalen geplagte Nummer zwei des Landes, die Credit Suisse.
Die Frage ist nun, ob die Pleite der First Republic Bank die Krise neu entfachen wird - oder ob das Eingreifen der Behörden und die Übernahme durch JPMorgan Chase ausreichend sind. Das US-Finanzministerium erklärte am Montag, das Bankensystem im Land sei nach wie vor "gesund und widerstandsfähig". US-Bürger könnten Vertrauen in die Sicherheit ihrer Einlagen und die Fähigkeit des Bankensystems haben, seine Rolle als Kreditgeber für "Unternehmen und Familien" zu erfüllen.
Nicolas Veron vom Peterson Institute for International Economics hatte kürzlich erklärt, First Republic sei schon Mitte März als "Problembank" identifiziert worden. Eine Ankündigung einer Übernahme sei deswegen "kein neuer Grund zur Sorge". Sollte sich aber eine andere Bank als gefährdet erweisen, "wäre das ein anderes Problem".
Die Probleme der Banken gehen unter anderem auf die starke Anhebung der Leitzinsen durch die US-Notenbank Fed im Kampf gegen die hohe Inflation zurück. Die Fed wird am Dienstag und Mittwoch über ihre Geldpolitik beraten - und dürfte dabei eine weitere Leitzinserhöhung beschließen. Derzeit liegt der Leitzins zwischen 4,75 und 5,0 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit 2006.
J.Bergmann--BTB