Berliner Tageblatt - Tief Lambert fegt mit heftigen Unwettern über Deutschland hinweg

Börse
Goldpreis 1.42% 2419.8 $
DAX -0.18% 18704.42
MDAX -0.25% 27441.23
SDAX -0.03% 15162.82
TecDAX -0.37% 3431.21
Euro STOXX 50 -0.16% 5064.14
EUR/USD 0.02% 1.0872 $
Tief Lambert fegt mit heftigen Unwettern über Deutschland hinweg
Tief Lambert fegt mit heftigen Unwettern über Deutschland hinweg / Foto: © AFP/Archiv

Tief Lambert fegt mit heftigen Unwettern über Deutschland hinweg

Begleitet von schweren Unwettern ist das Tief Lambert über Deutschland hinweggezogen. Keller liefen voll, Straßen standen unter Wasser, Bäume knickten um, der Bahnverkehr war stark gestört - tausende Einsatzkräfte waren in mehreren Bundesländern von Donnerstagabend an im Einsatz. Mancherorts gingen in kurzer Zeit um die 100 Liter Regen pro Quadratkilometer nieder. Am Freitag beruhigte sich die Lage wieder: Der Deutsche Wetterdienst hob am Nachmittag alle Unwetterwarnungen auf.

Textgröße:

Besonders stark betroffen war die Region Kassel. Mehrere Menschen seien leicht verletzt worden, sagte Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (parteilos) am Freitag bei einer Bilanz der Einsatzkräfte. Zwischen Donnerstagnachmittag und Freitagmorgen seien 1045 Notrufe eingegangen zeitweise bis zu 200 pro Stunde. Die Feuerwehr rückte zu 476 Einsätzen aus.

Der öffentliche Personennahverkehr in Kassel wurde am Donnerstag eingestellt und erst am Freitagvormittag wieder aufgenommen. Die Schulen in der Stadt blieben geschlossen.

Das Unwetter sorgte in mehreren Bundesländern für zahlreiche Schäden. Auch in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bremen liefen Keller und Straßenunterführungen voll. An einigen Orten knickten durch den Wind Bäume um. Rettungskräfte waren teilweise bis in die Nacht mit Einsätzen beschäftigt.

In Nordrhein-Westfalen hätten die Einsatzhelfer "kräftig arbeiten" müssen, sagte Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) in Düsseldorf. Wegen des Unwetters habe es rund zweieinhalbtausend Einsätze gegeben - mit mehr als 5000 beteiligten Einsatzkräften.

In Nordrhein-Westfalen fielen bundesweit die höchsten Regenmengen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom Freitag fielen beispielsweise an der Messstation Sassendorf im Kreis Soest 102 Liter pro Quadratmeter binnen 24 Stunden. In Gelsenkirchen und Dortmund schüttete es 95 beziehungsweise 94 Liter pro Quadratmeter.

Überflutete Kellerräume in einem Gewerbebetrieb sorgten in Bottrop für einen aufwändigen Feuerwehreinsatz. Das Tiefbauamt musste schließlich die Kanalisation nachdichten, damit kein weiteres Wasser aus der Kanalisation eindringen konnte. In Essen wurde eine Bahn von einem Ast getroffen. Der Lokführer erlitt einen Schock und konnte die Fahrt nicht fortsetzen, die rund 60 Passagiere mussten den Zug verlassen.

In Dortmund lief in einem Krankenhaus Wasser aus der Decke. Eine Pflegeeinrichtung musste eingedeicht werden, weil Wasser in das Gebäude einzudringen drohte. Acht Patienten wurden zur Sicherheit in andere Einrichtungen verlegt. In Bremen wurden nach Angaben der Feuerwehr bis zum frühen Freitagmorgen 147 von 321 gemeldeten Einsätze abgearbeitet. Es kam durch das hohe Aufkommen zu Wartezeiten in der Notrufannahme. 800 Notrufe gingen ein.

Umgestürzte Bäume sorgten auf einer Landstraße in Baden-Württemberg dafür, dass fünf Autos eingeschlossen wurden. Auf zwei davon fielen auf der Landstraße bei Kandern Bäume, teilte die Polizei Freiburg am Freitag mit. Eine 69-Jährige wurde durch einen ausgelösten Airbag leicht verletzt.

Auf der Autobahn 5 verlor ein 22-Jähriger durch Aquaplaning die Kontrolle über sein Fahrzeug und prallte gegen die Leitplanke und eine Stützmauer. Seine Beifahrerin wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht.

Die Bahn wurde ebenfalls von dem Unwetter getroffen. Auch am Freitag blieb der Verkehr in einigen Teilen Deutschlands beeinträchtigt. Die Strecken Hamburg-Berlin und Siegen-Letmathe waren am Freitagmittag wieder eingleisig befahrbar.

Die Versicherungswirtschaft sieht die entstandenen Schäden eher als gering an. Nach einer ersten Auswertung gebe es vor allem kleinere Schäden, teilte die R+V-Versicherung am Freitag mit. Diese betragen ersten Schätzungen zufolge rund 25 Millionen Euro. Insgesamt sei das Unwetter glimpflicher abgelaufen als befürchtet. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) reagierte entspannt auf die Schäden. "Aus Sicht der Versicherer handelt es sich um ein stärkeres Sommerunwetter, wie wir es häufiger haben - also kein Extremwetter", erklärte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

O.Lorenz--BTB