Berliner Tageblatt - Ecuador geht mit Duell zwischen Links und Rechts in zweite Wahlrunde

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Ecuador geht mit Duell zwischen Links und Rechts in zweite Wahlrunde
Ecuador geht mit Duell zwischen Links und Rechts in zweite Wahlrunde / Foto: © AFP

Ecuador geht mit Duell zwischen Links und Rechts in zweite Wahlrunde

In Ecuador wird die Präsidentschaft in einer Stichwahl zwischen der Linkspolitikerin Luisa González und dem rechtsgerichteten Kandidaten Daniel Noboa entschieden. "Wir gehen am 15. Oktober in eine zweite Wahlrunde", sagte die Wahlratsvorsitzende Diana Atamaint nach einem Wahlsonntag unter starken Sicherheitsvorkehrungen. Gleich mehrere politische Morde hatten die Zeit vor der ersten Wahlrunde gekennzeichnet, darunter die Ermordung eines der aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten.

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González ging laut Wahlbehörde nun mit 33 Prozent als Favoritin aus der ersten Runde hervor. Noboa holte demnach 24 Prozent der Stimmen. González steht dem ehemaligen Präsidenten Rafael Correa nahe. Dieser war nach Korruptionsvorwürfen zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden, flüchtete aber vor der Strafverfolgung nach Belgien. Noboa ist der Sohn des Wirtschafts-Magnaten Álvaro Noboa, einer der reichsten Männer Ecuadors.

Der 35-jährige Noboa erklärte nach seinem überraschenden Einzug in die zweite Runde, die "Jugend" habe ihn gewählt, um Correas Partei zu schlagen. González bejubelt ihrerseits einen "Triumph". "Wir schreiben Geschichte", sagte sie.

Das Duell zwischen dem linken und dem rechten Lager folgt auf einen Wahlkampf im Zeichen zunehmender Gewalt in Ecuador. Nur elf Tage vor der Wahl war der aussichtsreiche Kandidat Fernando Villavicencio, der den Kampf gegen die Korruption zu seinem wichtigsten Thema gemacht hatte, nach einer Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Die Recherchen des ehemaligen Journalisten hatten Ex-Präsident Correa auf die Anklagebank gebracht. Villavicencio lag vor seiner Ermordung auf dem zweiten Platz in den Umfragen.

Am Sonntag waren überall im Land Soldaten und Polizisten im Einsatz, um den Urnengang abzusichern. An den Wahllokalen durchsuchten sie Wähler. Einige der Kandidaten trugen bei der Stimmabgabe Helme und kugelsichere Westen.

Noboa war schon bei der einzigen im Fernsehen übertragenen Debatte in einer kugelsicheren Jacke erschienen. Sein Vater hatte ohne Erfolg fünf Mal für das Präsidentenamt kandidiert.

Ecuador galt einst als vergleichsweise stabiles, friedliches Land zwischen den gewaltgeprägten Nachbarn Kolumbien und Peru. Am besten bekannt war das Land für seinen Status als weltweit größter Exporteur von Bananen und für seine artenreichen Galápagos-Inseln, die den britischen Wissenschaftler Charles Darwin zu seiner Evolutionstheorie inspirierten.

Doch in den vergangenen Jahren haben Ecuadors große Häfen, die schwachen Sicherheitsvorkehrungen und die Korruption ausländische Kartelle angelockt, die in Mexiko und Kolumbien unter zunehmenden Druck geraten waren. In den Gefängnissen des Landes spielte sich derweil ein Machtkampf lokaler Banden ab. Seit 2021 wurden dort 430 Menschen getötet.

Im Jahr 2022 gab es in Ecuador eine Rekordzahl von 26 Mordfällen pro 100.000 Einwohner. Damit hat das Land Mexiko, Kolumbien und Brasilien überholt. Rund 27 Prozent der ecuadorianischen Bevölkerung leben in Armut. Ein Viertel der Ecuadorianer ist arbeitslos oder lebt von informellen Jobs.

Am Sonntag waren die Wähler nicht nur zur Abstimmung über die Präsidentschaft aufgerufen, sondern auch zu einem historischen Referendum über Ölbohrungen in einem Amazonasgebiet, das Heimat für eine der drei letzten indigenen Gemeinschaften der Welt ohne Kontakt zur Außenwelt ist. Nach der Auszählung von 70 Prozent der Stimmen führten die Gegner von Ölbohrungen mit 59 Prozent.

J.Bergmann--BTB